Boese Maedchen sterben nicht by Kim Harrison

Boese Maedchen sterben nicht by Kim Harrison

Autor:Kim Harrison [Harrison, Kim]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Paranormal
veröffentlicht: 2014-03-05T23:00:00+00:00


8

Als ich aus dem Badezimmer kam, fuhr ich mit der Hand über die glatten Marmorwände, sodass ich die seidige Oberfläche unter den Fingern spürte. Ich hatte schreckliche drei Minuten gebraucht, um die Toilette zu finden. Das riesige Badezimmer lag ganz am Ende einer ganzen Flucht von Räumen, die vermutlich als Kairos’ Privatwohnung gedient hatten. Kairos, der Typ, der mich umgebracht hatte. Eins musste ich ihm lassen: Er hatte wirklich Geschmack. Alles, woran ich während meiner verzweifelten Suche nach dem Badezimmer vorbeigekommen war, hatte ausnehmend elegant ausgesehen. Kühle, klare Linien. Ein Bandposter oder ein CD- Regal hätten hier absolut fehl am Platz gewirkt, sodass ich mich fragte, wie viel Zeit er eigentlich hier verbracht hatte.

Ich warf einen letzten sehnsüchtigen Blick auf die riesige Badewanne und tappte dann barfuß zurück in das Schlafzimmer mit dem riesigen Bett voller fluffiger Kissen und weicher Decken, die noch genauso zerwühlt dalagen, wie Kairos sie an seinem letzten Tag hier zurückgelassen hatte. Das war schon ein bisschen gruselig, wenn man mal drüber nachdachte. Mein Körper war die ganze Zeit hier gewesen, nur ein winziges Stückchen außerhalb der Reichweite der restlichen Welt. Darum hatte ihn nie jemand gefunden und er war vor zeitbedingten Verfallsprozessen geschützt gewesen. Auf eine ähnliche Weise bewahrte Barnabas auch seine Flügel auf, unsichtbar und ohne dass das Universum darauf Zugriff hatte.

Die Sonne schien durch die großen Fenster, die den Blick auf den ruhigen Ozean freigaben, und ich seufzte vor Glückseligkeit auf. Jetzt ein Bad zu nehmen wäre wahrscheinlich nicht das Allervernünftigste, obwohl ich mich danach ganz sicher tausendmal besser fühlen würde. Immerhin hatte ich mich schon umgezogen. Ich konnte ja schlecht den Rest der Nacht in meinem alten Abschlussballkleid rumlaufen, wenn ich Tammy retten wollte. Wie man sich fast hätte denken können, hatte Kairos’ Schrank weder Röcke noch Kleider zu bieten gehabt. Nach einer Weile aber hatte ich eine schwarze Hose gefunden, die beinahe passte, wenn ich die Beine hochkrempelte, und eine wallende Tunika, die bestimmt ganz stylish wäre - wenn man ein Druide aus World of Warcraft war.

Ich zog die schlabberige Hose ein Stück höher und machte einen kleinen Knoten in den Bund, damit sie nicht wieder runterrutschte, während ich den Flur entlangging. Am Oberteil konnte ich nicht viel festzurren, ich würde also einfach vorsichtig sein müssen und mich nicht zu weit nach vorne beugen dürfen. Mein altes Kleid hatte ich zusammengeknüllt unter dem Waschbecken im Badezimmer liegen lassen. Ich hoffte, dass ich es nie mehr Wiedersehen würde. Es hatte zwar die ganze Zeit über, die ich nicht in meinem Körper gewesen war, wie eingefroren in der Zeit festgesteckt, aber irgendwie kam es mir trotzdem so vor, als hätte ich es seit meinem Tod ununterbrochen getragen. Kein Wunder, dass mir die Brust wehtat, wenn ich die ganze Zeit in dieses Korsett gepfercht gewesen war. Die Schmerzen in meiner Schulter kamen von dem Autounfall und ich bewegte probeweise den Arm. Dann lächelte ich. Ja, es tat weh, aber das lag daran, dass ich lebendig war. Ich konnte es kaum erwarten, Josh davon zu erzählen.



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