Binti: Nachtmaskerade by Nnedi Okorafor

Binti: Nachtmaskerade by Nnedi Okorafor

Autor:Nnedi Okorafor
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Cross Cult
veröffentlicht: 2018-11-15T00:00:00+00:00


Kapitel 5

HEIMGANG

Ich stand zwischen den Anführern beider Parteien.

Goldie, den König der Khoush, konnte ich kaum ansehen. Ich kannte sein Gesicht aus den Nachrichten und wusste von den Khoush, die das Geschäft meines Vaters besuchten, dass sie den König als den Ehrenwerten bezeichneten. Er war ein großer gedrungener Mann mit einer blassen Haut, die nie die Sonne zu sehen schien. Seine Kleidung war makellos weiß. Sie leuchtete und flatterte im staubigen Wind.

Zu seiner Rechten und Linken standen die Kommandanten seiner Streitkräfte. Die pummelige, braunhäutige Frau mit dem strengen Blick stellte er als seine Verteidigungsministerin namens Lady vor, den muskulösen Mann mit der glänzenden Glatze, der nur ein paar Jahre älter als ich zu sein schien, als General Staff Kuw. Ich erinnerte mich an diesen Namen. Kuw hatte die Wurzel in Brand gesteckt. Ich spürte, wie sehr Okwu ihn hasste.

Hinter ihnen wieselte Alhaji Truck Omaze, der Bürgermeister von Kokure, herum. Er nickte mir zu und lächelte dabei ebenso breit wie an dem Tag, als ich Dritter Fisch verlassen hatte. Hatte er damals am Raumhafen, als so viel schiefzugehen drohte, bereits gewusst, dass Okwu ermordet werden sollte?

Wenn er es damals noch nicht gewusst hatte, dann bestimmt kurz nach unserem Aufbruch nach Osemba. Ich sah ihn düster an.

Der Häuptling der Medusen hatte zwei seiner militärischen Berater dabei, seinen Ersten Offizier Mbu und seinen zweiten Offizier Nke Abuo. Im Gegensatz zu ihrem durchsichtigen Häuptling waren Mbu und Nke Abuo ebenso blau und undurchsichtig wie Okwu. Okwu stand zwischen mir und den Khoush.

Ich musterte beide Parteien. Sie schienen darauf zu warten, dass ich etwas sagte. Am liebsten wäre ich im Boden versunken. Ich fühlte mich so klein. Ich öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Der König der Khoush sah mich an, als sei ich nutzlos. Ich warf dem Häuptling der Medusen, den ich zuletzt auf einem anderen Planeten gesehen hatte, nachdem ich alle gerettet hatte und so mutig gewesen war, einen kurzen Blick zu. Doch jetzt waren wir auf der Erde. Und hier war ich nur ein Himbamädchen.

'Der Himbarat ist noch nicht eingetroffen', sagte Mwinyi, als er neben mich trat.

'Wir werden nicht mehr lange warten', erwiderte König Goldie und starrte den Häuptling hart an.

'Wir auch nicht', brummte der Häuptling auf Medusisch.

'Er sagte: ›Wir auch nicht‹', übersetzte Okwu für Mwinyi.

Wir schwiegen. Ich betrachtete den Haufen aus Holzkohle und Trümmern. Medusenwut und Empörung überkamen mich so plötzlich, dass ich zusammenzuckte. Der König der Khoush war hier, stand vor mir. Ich sagte: 'Wissen Sie, wer ich bin?'

Goldie lächelte herablassend, was mich noch wütender machte. 'Natürlich weiß ich das. Du bist würdevoller und kultivierter, als ich dachte.' Er lachte leise. 'Und dich versteht man wenigstens. Die meisten Himbafrauen und -mädchen sprechen immer so leise.'

'Wissen Sie, was das für eine Ruine ist?', fragte ich.

Über uns grollte Donner, und ich fühlte mich stärker. Bevor er antwortete, verästelte ich ein wenig. Mein Kopf wurde klar, und ich dankte den Sieben dafür, denn König Goldie sagte als Nächstes: 'Deine Familie hat den Feind aufgenommen und für diesen Fehler bezahlt.' Er lächelte nicht mehr, sondern zeigte auf die Stelle, an der die Wurzel gestanden hatte.



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