Barfuß als Prinz by Knut Koch

Barfuß als Prinz by Knut Koch

Autor:Knut Koch
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: General Fiction
Herausgeber: Bruno Gmünder
veröffentlicht: 2012-05-16T00:00:00+00:00


VI

Ich hatte viele Chancen, aber nie den Durchbruch. Kein Ehrgeiz? Zu wenig aggressiv? Mein Traum war eine Karriere als Drehbuchautor, der seine Bücher selbst inszeniert und natürlich die männliche Hauptrolle spielt … Sowas haben ein paar Vorbilder durchaus geschafft, unter ihnen einige hoch verletzlich und nicht karrierebullig. Etwa Woody Allen, nicht gerade der Prototyp des aggressiven Kämpfers. 'Es ist wunderbar, Regisseur, Autor und Hauptdarsteller in einer Person zu sein – da brauche ich mich mit niemandem zu arrangieren', sagte er in einem Interview. Beneidenswert.

Auch Heinz Rühmann prügelte sich nicht um Karriere und konnte seine Rollen frei auswählen – oder? Während 'Sonny-Boys' meinte er zu mir: 'Ich habe gehört, Sie schreiben. Mir werden immer so langweilige Bücher angeboten. Aber jetzt denkt eine Hamburger Produktion an eine Serie mit mir als Bürovorsteher einer Anwaltskanzlei. Schreiben Sie mir doch dafür mal einen Entwurf, vorerst für vier Folgen.'

Ich interviewte einen echten Hamburger Bürovorsteher, der mir freundlich Auskunft gab, und schrieb Entwürfe für vier Episoden. Rühmann war sehr erfreut, fand die Geschichten wirklich komisch, meine Dialog-Beispiele gefielen ihm – also alles gelaufen! Blieb nur eine kleine Hürde. Ein Gespräch mit der Dramaturgin der Produktionsfirma, zugleich Gattin des Produzenten. Rühmann avisierte mich, die Dame plauderte gediegen und gewogen, alles lief perfekt.

Nicht ganz. Es stellte sich heraus, daß sie die Bücher selbst schreiben wollte. Rühmann weigerte sich. Entweder der Knut Koch oder gar nicht! Die Serie kam nicht zustande. Statt dessen schrieb die Dame später ein peinlich unwitziges Drehbuch für zwei Stars, es spielte in einem Antiquitätengeschäft. Das wurde hoch besetzt mit Rühmann und Peter Ustinov, zur besten Weihnachtsfernsehzeit gesendet und übel verrissen.

Meine Reaktion auf diese Enttäuschung: Wenn mich Rühmann nicht durchsetzen kann, dann schaffe ich es eben alleine! Den Stoff hatte ich schon, eine Erzählung von Ricarda Huch, 'Der letzte Sommer'. Sorgfältig und textgetreu arbeitete ich sie zum Dreiteiler aus, natürlich mit einer wunderbaren Rolle für mich selbst. Die drei Bücher schickte ich an Franz Peter Wirth, Mitte der Siebziger noch einer der maßgeblichen Bosse bei der Bavaria.

Ich hatte ihn 1965 kennengelernt, als ich an den Kammerspielen bei einer seiner seltenen Bühneninszenierungen assistierte. Ein Jahr später schickte ich ihm aus Bremen mein Theaterstück 'Marguérite'; er antwortete: 'Sie können Bilder schreiben. Wenn Sie wollen, biete ich Ihnen in näherer oder fernerer Zukunft die Möglichkeit, bei mir als Regieassistent zu arbeiten – nicht um Kaffee zu holen, sondern um möglichst schnell selbst fürs Fernsehen zu arbeiten …' Von einem solchen Brief kann man doch nur träumen. Ich nutzte sein ernst gemeintes Angebot nicht. Mir war das Spielen wichtiger. Und zehn Jahre danach machte ich mir Hoffnung, dieser vielbeschäftigte Mann werde meinen dreihundertseitigen Dreiteiler lesen?

Tatsächlich rief er mich an, war begeistert und wollte 'Der letzte Sommer' unbedingt machen. Na bitte! Doch 1975, nach der ersten Ölkrise, wurde wie wild gespart, um Gottes Willen keine Dreiteiler. Wirth fand keinen Produzenten.

In Hamburg schrieb ich zur selben Zeit Inge Meysel einen ›authentischen‹ Krimi auf den Leib. Sie war gerade auf Tournee, ich



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