Baines, Sarah by Die Spur der Wölfin

Baines, Sarah by Die Spur der Wölfin

Autor:Die Spur der Wölfin [Wölfin, Die Spur der]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2011-04-29T22:00:00+00:00


»Ja, man muss diesen Wagen einfach mögen. Mich würde mal interessieren, ob Patrick einfach nur einen guten Geschmack hat oder ob er an mich bei der Auswahl gedacht hat.«

Sie brauchte ungefähr eine halbe Stunde, die sie auf der Autobahn Richtung Bremen unterwegs war, um Vince zu schockieren. Mit Absicht hatte sie über die fehlende Geschwindigkeitsgrenze auf Teilen des deutschen Autobahnnetzes geschwiegen, und als der erste Staumelder über der Al die Geschwindigkeitsgrenze aufhob, trat sie aufs Gas. Bis dahin hatte Vince zwar ruhig, allerdings eher gelangweilt in seinem Sitz gesessen, nun konnte sie sehen, wie er sich merklich verspannte.

»Du hängst anscheinend weder an deinem Leben noch an deinem Lappen«, meinte er schließlich, und sie lachte.

»Ich hänge an beidem. Aber die Bahn ist frei, und niemand hat mir verboten, so schnell zu fahren«, erwiderte sie und beschleunigte, nur um ihn zu ärgern, auf 220. »Ich habe dir doch gesagt, dass du dich wundern würdest. Auch kleine Autos können fliegen. Und es macht einfach Spaß«, sie stellte die Bordanzeige auf absoluten Verbrauch, »wenn der Verbrauch dabei kleiner bleibt als bei euch. Der Sprit ist hier um einiges teurer als in den Staaten.«

Auch er starrte auf die Anzeige und runzelte die Stirn, als sie seufzend vom Gas ging.

»Kein Stau in Sicht, aber das Meldesystem zeigt hundert«, erklärte sie genervt. »Innovation Technik.«

Sie erreichten, mit einer einstündigen Mittagspause, den Hof ihrer Eltern dreieinhalb Stunden, nachdem sie aus Hamburg abgefahren waren. Was sie auf der Al verloren hatte, hatte Laura, nach dem Baustellenchaos am Autobahnkreuz, hinter Oldenburg wieder wettgemacht, und selbst Vince hatte schließlich eingestanden, dass der Wagen -auch wenn er klein und viel zu leise war — ganz nett sei.

»Sag mal, suchst du ein ruhiges Plätzchen, um mich loszuwerden?« Vinces gereizter Ausruf brachte Laura zum Lachen.

Schon seit einer halben Stunde fuhren sie über Land immer weiter der Küste entgegen. Die Gegend war flach, und nur kleine Dörfer unterbrachen die vielen Felder, die sich längs der Straße erstreckten. Aber selbst diese Dörfer waren so klein und ruhig, dass man, mit Ausnahme einiger Fahrradausflügler, glaubte, in einer künstlichen Kulisse zu sein. Es war Montagvormittag, die meisten waren bei der Arbeit, und selbst ein Neuwagen wie der ihre war eine kleine Sensation.

»Vielleicht«, erwiderte sie mit einem Augenzwinkern und hörte ein gereiztes Knurren. »Und wenn ich es richtig anstelle, verscharre ich deine sterblichen Überreste auf einem der Äcker meines Vaters. Wird bestimmt lustig, wenn er pflügt und dich dabei ausgräbt.« Er gab daraufhin keine Antwort mehr, aber als sie einen kurzen Blick zu ihm warf, glaubte sie, ein kleines Zucken seiner Mundwinkel zu sehen.

»So«, erklärte sie feierlich, als sie das Ortsschild Esens passierten. »Dies ist der letzte Flecken Zivilisation. Wenn du es dir also noch mal überlegen möchtest...«

Er bedachte sie mit einem Blick, der deutlich besagte, was er von ihrer Zivilisation hielt, und Laura schmunzelte. Esens war nicht wirklich eine Weltstadt. Klein, verschlafen mit einigen Neubaugebieten, war es das, was man sich unter einer typischen nordfriesischen Kleinstadt vorstellte. Ob sie ihm sagen sollte, dass man mitunter Pech haben konnte und



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