Atemnot by Ilsa J. Bick

Atemnot by Ilsa J. Bick

Autor:Ilsa J. Bick [Bick, Ilsa J.]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Egmont INK.digital
veröffentlicht: 2014-09-03T22:00:00+00:00


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Als wir wieder im Faring Park ankamen, war die Sonne schon fast untergegangen und im Wald war es stockfinster. Mein Auto stand einsam auf dem Parkplatz. Mr Anderson hielt direkt daneben, und ich machte meinen Gurt los. »Danke für das Mittagessen und … für Ihre Hilfe.« Dann sprudelte ich noch heraus: »Das war ein total schöner Tag.«

»Fand ich auch.« Das schwache Licht ließ seinen Gesichtsausdruck im Dunkeln, aber es klang, als wäre es ernst gemeint. »Was ist, gehen wir morgen laufen?«

Mein Herz machte einen Sprung. »Klar.«

»Super. Aber keine Riesenstrecke. Die heben wir uns für später auf. Wie viele Tempoläufe hast du im letzten Monat gemacht?«

»Keine. Ich laufe meistens Langstrecke.«

»Das ist nicht so gut. Ausdauer ist super, aber du solltest Tempoläufe machen, um schneller zu werden. Sollen wir das morgen mal machen? Eine Dreiviertelstunde oder so?«

Aha. Die drei Zauberworte: Ausdauer, Tempo, Schnelligkeit. Jetzt wusste ich, worauf er hinauswollte. Es ist nie zu spät, jemanden für die Mannschaft zu werben, besonders wenn die wichtigste Läuferin gerade die bescheidenste Saison aller Zeiten hinlegt. Warum auch nicht? Die Saison war schon zu zwei Dritteln vorbei; ein bisschen Training konnte ich gut brauchen. Damit musste Danielle dann halt leben. »Okay.«

»Fantastisch. Ich messe deine Höchstgeschwindigkeit beim Fünf-Kilometer-Lauf. Wenn das gut läuft, machen wir am nächsten Tag Intervalltraining. Und wenn die Schule wieder losgeht …«

»Kann ich zusammen mit der Mannschaft trainieren.«

»So stelle ich mir das vor, ja. Wenn das Wetter richtig mies wird, trainieren wir drinnen. Aber solange es nicht gefährlich ist, laufe ich eigentlich meistens draußen. Wenn du willst …«, er zögerte einen Moment, »… kannst du weiter mit mir zusammen laufen.«

Vielleicht hab ich’s mir nur eingebildet, aber ich hatte das Gefühl, dass er Angst hatte, ich könnte ablehnen. »Okay.«

»Gut.« Er klang ein klitzekleines bisschen erleichtert. »Wie wär’s mit morgen früh? So gegen acht? Ich hol dich ab, und dann können wir danach frühstücken gehen. Ich werd nicht kochen, versprochen. Wir gehen in ein Café, das ich kenne. Die Pfannkuchen sind der Hammer.«

»Das klingt super.« Ich machte die Tür auf. Die Deckenleuchte ging an und erhellte das Innere des Prius. Ich schlüpfte raus und wollte mich nach meinem Rucksack bücken, der noch unten im Fußraum stand, aber Mr Anderson hatte ihn schon aufgehoben und hielt ihn mir hin. Unsere Blicke trafen sich. Ich weiß nicht warum, aber wir verharrten einen Moment regungslos. Keiner schaute weg, und ich habe es gespürt. Ich weiß, dass er es auch gemerkt hat, weil sich für einen Sekundenbruchteil Gefühle auf seinem Gesicht abzeichneten. Mein Mund war so trocken, dass ich meine Lippen befeuchten musste. »Vielen Dank noch mal.«

»Nein.« Er ließ meinen Rucksack los. »Ich danke dir.«

Er wartete, bis ich mein Auto gestartet hatte, und dann ist er hinter mir hergefahren. Er ist nicht an seiner Einfahrt abgebogen, wie ich es erwartet hatte, sondern blieb die ganze Strecke bis zur Hauptstraße hinter mir, als wollte er sichergehen, dass ich gut ankam und dass nichts passierte. Es fuhren keine anderen Autos vorbei, und ich fuhr langsam und vorsichtig wegen der Rehe, die nach Sonnenuntergang unterwegs waren.



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