Asteroidenfeuer by Ben Bova

Asteroidenfeuer by Ben Bova

Autor:Ben Bova
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: sf
ISBN: 3-453-52103-X
Herausgeber: Wilhelm Heyne Verlag
veröffentlicht: 2004-12-31T20:00:00+00:00


Selene: Nachrichten-Meidazentrum

Trotz des ziemlich pompösen Titels war das Nachrichten-Mediazentrum kaum mehr als eine Büroflucht mit normalgroßen Räumen — die meisten davon mit Sendeausrüstung angefüllt — und einem geräumigen Studio, das groß genug war, mehrere Videos gleichzeitig zu produzieren.

Edith Stavenger wartete ungeduldig neben der Doppeltür des Studios, während die Kamera-Crew die letzte Sequenz eines Schulungsvideos für die neuen Softsuits abdrehte. Eine Frau, die im wirklichen Leben einen Traktor an der Oberfläche fuhr, fungierte als ›Model‹ und demonstrierte, mit welcher Leichtigkeit man den Anzug anlegen und die Vorderseite schließen konnte.

Vor vielen Jahren war Edith Stavenger noch Edie Elgin gewesen und hatte als Nachrichtenkorrespondentin in Texas gearbeitet — damals, als die Mannschaft für die erste menschliche Expedition zum Mars trainiert wurde. Während des kurzen, fast unblutigen Unabhängigkeitskampfs des Mondes war sie als Reporterin dorthin geflogen. Sie hatte Douglas Stavenger geheiratet und war nicht zur Erde zurückgekehrt. Sie hatte noch die dynamische, jugendliche Schönheit einer Cheerleaderin mit goldblondem Haar und einem strahlenden Lächeln, bei dem sie schöne weiße Zähne zeigte. Durch Verjüngungstherapien, die von Hautzellen-Regenerierung bis Hormonbehandlung reichten, hatte sie noch immer einen klaren Blick und ein agiles Auftreten. Man munkelte, dass sie sich — wie ihr Ehemann — Nanomaschinen hätte spritzen lassen, doch das hatte Edith nicht nötig; Zell-Biochemie war ihr Jungbrunnen.

Sie hatte eine Zeit lang als Medienintendantin von Selene gearbeitet, war dann aber auf Betreiben ihres Mannes als Beraterin in den Vorruhestand gegangen. Doug Stavenger wollte nämlich keine Dynastien in der politischen oder sozialen Struktur von Selene, und Edith stimmte darin mit ihm überein. Also füllte sie die Stelle als Beraterin aus und versuchte sich nach Möglichkeit aus dem Nachrichten-Geschäft von Selene herauszuhalten.

Nun hatte sie aber einen Grund, sich einzuschalten, und vermochte es kaum noch zu erwarten, dass der Medienintendant die Szene beendete, bei der er persönlich Regie führte.

Das junge Model nahm den Kugelhelm ab und drückte das durchsichtige aufblasbare Gewebe zusammen. Dann öffnete sie den Softsuit, pellte ihn von den Armen und ließ ihn mit den Hüften wackelnd an sich heruntergleiten. Sie wäre sogar erotisch, sagte Elgin sich, wenn sie nicht diesen Overall trüge.

Schließlich war die Szene im Kasten. Die Crew schaltete die tragbaren Kameras aus, und der Medienintendant drehte sich um und ging zur Tür.

»Edie!«, rief er. »Ich wusste gar nicht, dass Sie hier sind.«

»Wir müssen reden, Andy.«

Der Name des Medienintendanten war Achmed Mohammed Wajir, und obwohl er seine familiären Wurzeln im Kongo wähnte, war er in Syrien geboren und hatte seine Kindheit und Jugend im ganzen Nahen und Mittleren Osten verbracht. Seine Kindheit war das Zigeunerleben eines Diplomatensohns gewesen: nie länger als zwei Jahre in derselben Stadt. Sein Vater hatte ihn nach Princeton geschickt, wo er die alten Sprachen studieren sollte, doch stattdessen hatte der junge Achmed ein Faible für den Journalismus entwickelt. Er ging nach New York und absolvierte die Ochsentour durch den Journalismus, bis eine Terroristenbombe ihm beide Beine zerschmetterte. Er war nach Selene gekommen, um sich einer Nanotherapie zu unterziehen, die die Beine reparierte, doch der Rückweg zur Erde war ihm versperrt, solange er Nanomaschinen im Leib hatte.



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