Anti-Eis by Baxter Stephen

Anti-Eis by Baxter Stephen

Autor:Baxter, Stephen [Stephen, Baxter,]
Format: epub
veröffentlicht: 2010-09-13T11:21:17.750000+00:00


8

* * *

Eine Debatte

Die nächsten Tage verbrachte ich im Tran. Mein Weltraumspaziergang hatte mich völlig ausgelaugt. Und das fremdartige Ambiente der Phaeton – die Schwerelosigkeit, der nur durch Pockets und Holdens Routineverrichtungen markierte Rhythmus von Tag und Nacht (Traveller hatte sich auf der Brücke verschanzt und erschien gar nicht mehr in der Raucherkabine), die rauchgeschwängerte, stickige Luft, die in mir den Wunsch weckte, ein Fenster aufzureißen – die Kombination all dieser Faktoren ließ mich in einem traumähnlichen Zustand dahindämmern. Vielleicht hatte das Fehlen der natürlichen irdischen Bedingungen etwas mit meiner derangierten geistigen Verfassung zu tun; möglicherweise ist unser Körper doch mehr durch den Tag-Nacht-Rhythmus unserer Heimatwelt konditioniert, als wir ahnen.

Dennoch wurde ich mehrmals von einem brüllenden Geräusch gestört, einem sanften Druck, der mich fester auf die Pritsche drückte. Dann fragte ich mich jedesmal vage, ob ich nicht nur durch den Raum, sondern auch durch die Zeit gereist und nun wieder irgendwie zu diesem alptraumhaften Moment zurückgekehrt wäre, in dem die Phaeton in den Weltraum startete. Doch diese Störungen waren nach wenigen Sekunden vorbei, und dann fiel ich wieder in diesen unnatürlichen Schlummer. Später erfuhr ich, daß meine Assoziationen dieser Vorgänge mit dem Start so unbegründet gar nicht gewesen waren, denn das von mir wahrgenommene Geräusch war tatsächlich von den Hauptraketen des Schiffes verursacht worden. Der im Pilotensessel sitzende Traveller aktivierte die Motoren, so daß wir durch das All jagten; erneut – wenn auch nur für kurze Zeit – waren wir wieder die Herren unseres Schicksals.

Aber diesmal entfernten wir uns nicht einfach nur von der Erde; diesmal brachte Traveller uns zu einem weitaus fremdartigeren Ziel…

Pocket wusch mich vorsichtig, flößte mir Suppe und heißen Tee ein und führte noch diverse andere Verrichtungen aus. Ansonsten versuchten die anderen nicht, mich aufzuwecken, im Glauben, daß es besser wäre, der Natur ihren Lauf zu lassen. Und ich verspürte auch gar nicht das Bedürfnis, so schnell aus diesem Halbschlaf zu erwachen; denn was würde ich dann vorfinden? – nur dieselbe schauerliche Palette an düsteren Alternativen, die mich zu meinem verzweifelten Ausflug ins Vakuum getrieben hatten.

Aber schließlich legte sich mein seltsames Schlafbedürfnis, und ich wurde, unwillig wie ein plärrendes Neugeborenes, in eine feindliche Welt gestoßen.

Ich stellte fest, daß ich locker in einem Kokon aus Decken festgeschnallt war, und weil ich mich aus eigener Kraft nicht befreien konnte, rief ich mit schwacher Stimme nach Pocket.

Der Kammerdiener hob mich so leicht von der Pritsche, als ob ich ein Kind wäre… obwohl das von Sir Isaac Newton aufgestellte mysteriöse Gesetz der Anziehung und Abstoßung ihn in Gegenrichtung durch die Luft beförderte. Er kleidete mich in einen von Travellers Morgenmänteln, gab mir zu essen und rasierte mich sogar.

Das Gesicht, das mich im Spiegel anschaute, war eingefallen, mit roten und dunkel geränderten Augen. Wie ich befürchtete, war ich kaum mehr als der junge Mann zu identifizieren, welcher noch vor wenigen Tagen so frohen Mutes dem Stapellauf der Prince Albert beigewohnt hatte. »Meine Güte, Pocket, in diesem Zustand würde ich la belle Françoise wohl kaum vom Hocker; reißen.«

Der gute Mann legte mir eine Hand auf die Schulten »Grämt Euch nicht mit solchen Überlegungen, Sir.



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