Andere machen das beruflich by Sawatzki Andrea

Andere machen das beruflich by Sawatzki Andrea

Autor:Sawatzki, Andrea [Sawatzki, Andrea]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2019-09-30T22:00:00+00:00


26.

Kapitel

»Und dann?«, fragte Ricarda und guckte mich aus großen Augen an. Sie fand die Geschichte ungemein spannend.

Die restlichen Bundschuhs saßen mit uns beim Abendbrottisch und folgten gebannt meinem Bericht aus der Schule. Sie schienen sich wirklich dafür zu interessieren, was ich an diesem Tag erlebt hatte. Meine anfängliche Verwunderung wich nach und nach leiser Freude.

»Dann haben wir über das Stück geredet. Irgendwas mussten wir ja tun, um die Zeit totzuschlagen. Aber ich weiß nicht recht weiter. Ich hab das ja noch nie gemacht, und die Texte allein sind jetzt auch nicht abendfüllend …«

»Das fänd ich ja echt schräg, wenn die Eiglis so was zustande bringen würden. Obwohl der Laurids das, glaube ich, schon könnte. Der sieht ein bisschen aus wie ein Schauspieler, finde ich«, sagte Ricarda. »Und irgendwie würde ich das der Federbein total gönnen.«

Ich betrachtete sie aus den Augenwinkeln. Wieso Laurids? Woher kannte sie den denn plötzlich? Und warum lächelte sie jetzt so verliebt?

Ich ließ mir nichts anmerken und sagte stattdessen: »Wieso würdest du das Petra Federbein gönnen? Sie hat das Ganze doch in die Wege geleitet. Um den Kindern die Augen für was Schönes zu öffnen und sie ein bisschen mehr zu integrieren.«

»Mama«, sagte meine Tochter, »du bist echt naiv. Das glaubst du doch selbst nicht, dass die Federbein ernsthaft glaubt, dass die Eiglis ein Theaterstück zustande bekommen. Noch dazu einen Shakespeare.«

Hadi sah auf und sagte: »Seit wann kennst du dich denn mit Shakespeare aus?«

Susanne unterbrach ihn: »Also ich persönlich habe nichts gegen kriminelle Kinder, wenn es nicht meine eigenen sind. Im Krieg waren wir alle kriminell! Gott, was haben wir geklaut! Und ich habe nicht nur einmal daran gedacht, einem anderen Kind eins über die Rübe zu geben, wenn ich Hunger hatte und das Kind eine alte Kartoffel.«

»Was denn jetzt für eine Kartoffel?«, fragte meine Mutter.

»Gut, Mutti, so genau wollten wir es jetzt gar nicht wissen«, sagte Gerald.

»Doch, Gerald, so genau muss man das wissen, um Kinder aus einem sozialen Brennpunkt zu verstehen.«

»Aber es ist doch keiner von denen aus einem sozialen Brennpunkt«, verteidigte ich meine Schüler.

»Hast du eine Ahnung, Mami«, sagte Ricarda. »Der Vater vom Mesut ist sogar im Knast.«

»Na und? Deswegen muss Mesut ja nicht auch gleich kriminell sein«, sagte ich.

»Mann, Mama, du bist echt so naiv«, wiederholte Ricki, rollte mit den Augen und ließ sich theatralisch gegen die Rückenlehne ihres Stuhls fallen.

»So redet man nicht mit seiner Mutter, Ricarda«, sagte Gerald.

»Na ja, naiv war sie schon immer, da hat die Ricki recht«, sagte Susanne.

»Ja, die Gundula war schon immer sehr naiv«, echote Rose.

Langsam wurde es mir zu bunt. Da hatten wir gerade so schön über meine Theater-AG gesprochen, und dann fielen sie mir doch wieder reihenweise in den Rücken.

»Naivität kann auch seine schönen Seiten haben«, sagte Hadi, und ich war ehrlich überrascht, dass er mir zur Seite sprang. Dann setzte er hinzu: »Aber ich finde die Gundula gar nicht naiv. Im Gegenteil. Sie hat schon früher genau gewusst, wie sie einen hinters Licht führen konnte, wenn sie so auf Naivität gemacht hat.«

Danach entstand eine



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