Am Rio de la Plata by Karl May

Am Rio de la Plata by Karl May

Autor:Karl May [May, Karl]
Die sprache: eng
Format: epub
Tags: Action & Adventure
Herausgeber: MOST Publishing


»Und wenn wir uns weigern?«

»So werden Sie niedergeschossen.«

»Was wird mit uns geschehen, wenn wir uns ausliefern?«

»Das hat Lopez Jordan zu bestimmen.«

»Wir würden in diesem Falle wenigstens Garantie verlangen, daß keiner von uns getötet wird.«

»Die kann der Major nicht geben.«

»Aber, Sennor, bemerken Sie denn nicht, was Sie verlangen? Wir sollen uns auf Gnade und Barmherzigkeit ausliefern, ohne dafür irgend etwas zu empfangen, keine Garantie, kein Versprechen, kein Wort, nicht einmal einen Trost!«

»So ist es.«

»Darauf können wir nicht eingeben.«

»Schön! So sind wir also schon fertig, und ich kann gehen.«

»Ich wollte Sie nur noch fragen, was wir verbrochen haben!«

»Das geht mich nichts an. Sie wissen das jedenfalls besser als ich.«

»Wir selbst sind es, an denen man sich vergangen hat!«

»Streiten wir uns nicht! Ich habe meinen Auftrag auszurichten; das andere alles mag ich nicht hören.«

»Wir können uns nicht ausliefern. Bedenken Sie doch, daß wir unterhandeln wollen und daß wir uns noch keineswegs in Ihrer Gewalt befinden!«

»Nicht? Das ist verrückt!«

Ich behielt trotz seines harten Wesens meine gedrückte Haltung und den Ton meiner Stimme bei, indem ich antwortete:

»Das ist Ihre Ansicht, aber nicht die meinige.«

»Jede Gegenwehr ist nutzlos!«

»Vielleicht warten wir gar nicht, bis für uns die Gegenwehr notwendig ist.«

»Weiß schon!« lachte er höhnisch. »Man kennt das!«

Jedenfalls hatte er erfahren, daß wir nach Süden hatten durchbrechen wollen. Ich sah seinem Gesichte an, daß mein Plan bereits Früchte trug. Aber eben darum zeigte ich keine Spur von Freude, sondern ich sagte so, als ob ich meiner eigenen Versicherung nicht traue:

»Wir können immerhin noch durchbrechen, selbst wenn sie uns von allen Seiten umgeben haben! Und greifen sie uns an, so besetzen wir hier die Eingänge, durch welche sie kommen müssen!«

»Drei Mann gegen hundert!« lachte er.

»Ja, aber diese drei Mann haben über zwanzig Schüsse!«

»Pah! Man schießt selbst mit Revolvern nicht zwanzigmal in einer Minute.«

Er zog die Stirne in die Falten, musterte mich mit einem verächtlichen Blicke, zuckte die Achseln und fragte:

»Sennor, darf ich Ihnen etwas recht aufrichtig, ganz aufrichtig sagen?«

»Thun Sie es!«

»Ich will Ihnen nämlich sagen, daß Sie ein Dummkopf sind!«

Das war eine sehr überraschende Mitteilung. Meine Gefährten richteten sogleich alle ihre Blicke auf mich. Sie mochten glauben, daß ich zornig über den Sprecher herfallen werde. Das kam mir aber gar nicht in den Sinn. Ich mußte mir Mühe geben, nicht laut aufzulachen. Ruhig zu bleiben, das fiel mir gar nicht schwer. Ich blickte ihm also weder erstaunt, noch zornig in das Gesicht und antwortete:

»Daß Sie das sagen, nehme ich Ihnen nicht übel. Sie scheinen zu denken, daß Sie diese Reden wagen dürfen, weil wir uns an Ihnen, als einem Unterhändler, nicht zu vergreifen wagen?«

»Pah! Sie würden es auch außerdem nicht wagen!« rief er stolz. »Sie kennen mich nicht. Ich bin zwar nur von indianischen Eltern geboren; aber ich habe Lesen und Schreiben gelernt, wie Sie. Und ich habe in den Bergen nach Gold gesucht und nach der Chinchilla gejagt und dabei tausenderlei Gefahren überstanden. Wer von Ihnen thut mir das nach? Ich tausche mit keinem von Ihnen, mit keinem einzigen! Das will ich Ihnen sagen!«

Dieses Selbstbewußtsein ließ mich ernsthaft bleiben.



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