Am Ende der Welt by Nataly von Eschstruth

Am Ende der Welt by Nataly von Eschstruth

Autor:Nataly von Eschstruth [Eschstruth, Nataly von]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Saga
veröffentlicht: 2016-04-14T00:00:00+00:00


So legte er mit schwerem Druck einen blanken Silbergulden auf den Tisch.

„Da zieh’ ab!“ sagte er.

Der Hausknecht sah noch verschlagener aus wie sonst und zuckte die Achseln.

„Was soll der Larifari! Glaubst denn, der eine Gulden reicht, wenn zwei Leut sich daher setzen und ein halb’ Fass Kraut verschlingen?“

Der Wendl bekam einen Schreck, lachte ein wenig verlegen und legte den zweiten Gulden dazu, — das war all sein Reichtum, welchen er bei sich führte.

Der Hausknecht strich das Geld ein, wühlte hastig in seiner Ledertasche und warf ein paar Kupfermünzen auf den Tisch zurück.

Er rechnete dabei abermals mit sinnverwirrender Schnelligkeit, drehte sich kurz um und ging davon.

Verblüfft schaute der Wendl auf die wenigen Heller nieder.

„Dös stimmt nit, Cenzerl!“ sagte er grollend, „da müss’n mer halt nachrechnen.“

Und nun sassen die beiden und zählten laut und umständlich an den Fingern, und nach langer Zeit waren sie überzeugt, dass sie arg betrogen seien!

„So a Lump! so a Stoanesel elendiger!“ schrie der Wendl zornmutig und schlug mit der Faust auf den Tisch. „Dös vermeld’ i dem Wirt!“

Und da dieser just in die Tür trat, sprang er auf und erzählte ihm mit erregten Worten, was da vorgefallen sei.

Der dicke Alte zuckte nur mit einem nicht allzu freundlichen Gesicht die Achseln.

„Da hättst mi gleich rufen müssen! Jetzt kann a jeder daherkommen und sagen, er hätt’ zu wenig ’raus kriegt. Wann d’ kei’ Zeugen hast, nützt dir dös Ramenten fein gar nix. Wann d’ in die Stadt kimmst, musst rechnen können, sonst bist allweil blamiert!“

Wieder kochte das heisse Blut hinter des Burschen Schläfe, aber er sah den flehenden Blick des Cenzerl und hörte sein leises: „Sei stad, Wendl, es bringt dir nur a Schand!“ Da lachte er ingrimmig auf und setzte sich auf seinen Platz zurück.

Noch eine ganze Stunde währte es, bis die Post zurückfuhr.

Ganz und gar keinen Jux machte es ihm, zum Fenster nauszuschauen, und wenn das Dirndel sich auch bald tröstete und den Verlust der Gulden verschmerzte, so frass solch ein Falsch und Betrug dem Bursch doch wie Gift am Herzen und liess ihn immer finsterer und feindseliger dreinschauen.

Das Cenzerl verlustierte sich derweil am Anblick der Stadtleute und lachte just wieder so recht aus vollem Halse über einen Zylinderhut und das buntschottische Kleid einer Touristendame, als ein paar Rekruten vorübergingen und ihre Bänderhüte mit hellem Jodeln dem fröhlichen Dirndel entgegenschwenkten.

Wendl biss die Zähne zusammen und tat, als sähe er solche Keckheit nicht, als aber die Burschen noch einmal umkehrten und sich dem Cenzerl noch bemerklicher machten, da murmelte er: „So ’ne Dalk, el’nden! Ich sag’ dir, Cenzi, kehr’ dich ab und schau’s nimmer an!“

Das tat die Kleine sofort und all ihre Heiterkeit wich wieder einer grossen Beklemmung, der Wendl aber stampfte zornig mit dem Fusse auf, denn die drei Lösbuam traten in die Wirtsstube ein, setzten sich unter Lärm und Lachen an den nächsten Tisch und führten laute Reden „über das bildsaubere Dirndel, dös ma glei’ auf’m Platz hernehmen und abbusseln möcht’!“

„Ich hör’s gar nit, Wendl! Ich bitt’ dich, bleib’ stad!“ flehte Cenzerl zu dem Zornbebenden auf.

Aber



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