Als das Meer uns gehörte by Zitwer Barbara J

Als das Meer uns gehörte by Zitwer Barbara J

Autor:Zitwer, Barbara J. [Zitwer, Barbara J.]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Aufbau Digital
veröffentlicht: 2016-03-14T23:00:00+00:00


Kapitel Vierzehn

Am Sonntagmorgen fuhren Tess und Robbie die Industrial Road hinunter und hielten noch einmal kurz vor dem Haus an, das sie als ihr zukünftiges Zuhause auserkoren hatten. Die Strahlen der Morgensonne glitzerten auf dem ruhigen Wasser des Sees. Die Fenster reflektierten das helle Licht. Sie hörte Vögel singen. Es wirkte alles so idyllisch. Sie sehnte sich danach, das Haus zu betreten und sich dort einzunisten, kletterte jedoch zurück in den Wagen und fuhr weiter in Richtung Hafen.

»Glaubst du, dass wir es bekommen werden, Robbie?«

Er zuckte die Achseln und fummelte an seinem CD-Player herum, während er sie mit seinen großen Kopfhörern aussperrte. Seit Kip ihm diese Walgesänge gegeben hatte, hatte er nicht aufgehört, sie sich anzuhören. Sie fragte sich, ob es gut für Robbie war, plötzlich ein so intensives Interesse an einem so speziellen Thema zu entwickeln, aber er hatte seitdem eindeutig bessere Laune, wenn er auch noch immer beängstigend schweigsam war. Seit seiner Flucht war er jedenfalls deutlich ausgeglichener und hatte keine Wutausbrüche mehr gehabt. Tess fragte sich, ob die Walgesänge bei ihm vielleicht wie eine Art von Meditation wirkten, was allerdings verwunderlich wäre, denn die meisten Kids in seinem Alter trieben ihre Eltern eher mit lauter Musik in den Wahnsinn. Zwar war sie dankbar dafür, dass Robbie noch nicht auf solche Sachen stand, aber er schien ganz in der Welt der Walgesänge zu versinken.

Tess hoffte, dass Rita beim Besitzer des Hauses ein gutes Wort für sie einlegen würde, wenngleich ihr klargeworden war, dass Ikes Freundin eigentlich kaum an ihrer Anwesenheit in Montauk gelegen sein konnte. Rita wollte, dass Ike seine Bar verkaufte und mit ihr nach Florida zog, und auf einmal war Tess wie aus dem Nichts mit ihrem Kind aufgetaucht und bei ihm eingezogen, was ihren Onkel noch fester an den Ort band. Sie verstand Ritas Sicht der Dinge und wusste viel zu wenig über die harten Zeiten, die Ike durchgemacht hatte, aber tief in ihrem Herzen hatte sie verstanden, dass Ike niemals fortziehen würde. Er liebte diesen Ort, und er gehörte hierher. Menschen konnte man nicht verändern, so sehr man es sich auch wünschte. Sie hätte gedacht, Rita müsste mittlerweile begriffen haben, dass Montauk Ike im Blut steckte und es nicht Tess allein wäre, die ihn hier hielte. Sie wollte auf keinen Fall, dass Rita in ihr einen Keil erkannte, der sich zwischen sie und Ike drängte. Schon allein ihrem Onkel zuliebe war ihr daran gelegen, dass Rita sie mochte, und der würde es nicht gefallen, wenn sie Ike bei der Renovierung des Motels half. Tess hatte nicht vorausgesehen, dass sie in solch eine Zwickmühle geraten würde. Doch sie waren alle erwachsen genug, um einen Weg daraus zu finden.

»Ich hoffe so sehr, dass wir dieses Haus mieten werden«, seufzte sie laut zu sich selbst. »Was für ein herrlicher Tag.«

Es war die Art von Wetter, die jeden nach draußen locken würde, aber die Fischer blieben heute zu Hause, und die Ausflugsboote und Kreuzfahrtschiffe würden erst in wenigen Monaten wieder fahren. Sie parkte am Ende des Piers und erblickte die Kipper, deren bunte Flagge im Wind flatterte.



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