Alligatoren by Deb Spera

Alligatoren by Deb Spera

Autor:Deb Spera
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783959677882
Herausgeber: HarperCollins
veröffentlicht: 2019-12-12T00:00:00+00:00


Gertrude

Berns ist schon drei Tage krank, und trotz Arzt und Medizin geht’s ihm nicht besser. Marie hat sich Freitag und heute in der Näherei freigenommen, um ihn zu pflegen. Sie lässt mich nicht in seine Nähe, aus Angst, ich könnte erst mich und dann meine Mädchen anstecken. Ich bin die Meile raus zu ihnen gelaufen und hab ihr drei Dollar für Medizin gegeben, weil sie ihr bisschen Geld für Essen für meine Mädchen ausgegeben haben. Sie hat’s genommen, wollte mich aber nicht zu meinem Bruder lassen. Hat gemeint, das wär zu gefährlich. Sie ist müde, das war nicht zu übersehen. Meine Probleme haben Berns belastet. Und jetzt leidet auch noch Marie. Eigentlich gibt’s keine Erklärung dafür, dass Berns krank geworden ist, wo er so weit draußen und weg vom Sumpf wohnt, aber jetzt ist er’s, und ich hab Angst um ihn. Vor zwei Tagen hab ich ein paar Flaschen in ihre Bäume gehängt und was zu essen bei ihnen auf die Veranda gelegt, aber es hat sich nix geändert. Was auch immer Berns erwischt hat, es lässt ihn nicht los.

Am Montag haben in der Näherei sechs Frauen gefehlt. Auch eine, die mit an den Hemden näht, darum ist Marie ins Büro gegangen und hat der Missus gesagt, dass ich mich mit den neuen Maschinen auskenne und Hemdkragen nähen könnte. Mrs. Coles war einverstanden, also hab ich mich neben die Zwillingsschwester von der kranken Frau gesetzt. Die hatte solche Angst um ihre Schwester, dass ihr bei der Arbeit die Hände gezittert haben, weshalb sie fast den ganzen Tag über Nähte wieder auftrennen und noch mal von vorne anfangen musste.

Am Donnerstag haben noch mal vier mehr gefehlt, und heute haben wir von der Frau, die neben mir sitzt, gehört, dass ihre Schwester tot ist. Sie ist so durch den Wind, dass die Missus sie nach Hause geschickt hat. Kaum ist die Zwillingsschwester weg, kommt Mrs. Coles aus dem Büro und sagt, die Hemdenproduktion wird erst mal eingestellt. Ich leg den Kragen weg, an dem ich gerade dran bin, und geh zu ihr.

Sie ist dabei, gestärkte Hemden zusammenzufalten, die nach Charleston geschickt werden sollen. Unser Ziel waren hundert Hemden in drei Wochen, aber wir hängen hinterher. Ich bleib an der offenen Tür stehen, bis sie mich bemerkt. Zwischen ihren Lippen klemmen Nadeln, mit denen sie die Hemden feststeckt, wenn sie gefaltet sind.

»Entschuldigen Sie die Störung, Missus«, sag ich zu ihr, »aber ich kann außer Kragen auch Passen nähen, falls Sie doch weiter Hemden machen wollen.«

Sie nimmt die Nadeln aus dem Mund und sagt: »Sie können Passen nähen, Gertrude?«

»Ja, Ma’am. Das kann ich. Ich kann alles nähen, und ich kenn mich mit der Maschine aus.«

»Ihr Gesicht sieht schon viel besser aus.«

»Ja, Ma’am«, sag ich, weil ich nicht weiß, was ich sonst sagen soll.

»Ihre Mutter war eine sehr gute Näherin, eine von meinen Ersten, wissen Sie?«

»Ja, Ma’am, ich weiß.«

»Hat Ihr Vater Sie versorgt, während sie gearbeitet hat?«

Ich bin nicht sicher, ob ich richtig gehört hab, darum frag ich: »Ma’am?«

»Ihr Vater. Hat er mitgeholfen, Sie zu versorgen?«

»Ja, Ma’am, hat er, aber Nähen hat er nicht gekonnt.



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