Allen, Louise - Ballsaison in London (H218) by Louise Allen

Allen, Louise - Ballsaison in London (H218) by Louise Allen

Autor:Louise Allen [Allen, Louise]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: babylon
veröffentlicht: 2013-09-28T17:00:00+00:00


12. KAPITEL

Am folgenden Morgen stellte Talitha fest, dass sie nicht wusste, was sie mit der Enthüllung vom vorangegangenen Abend anfangen sollte. Sie hatte sich seltsam ruhig gefühlt danach, war ins Bett gestiegen und schnell eingeschlafen. Soweit sie wusste, hatte sie nicht geträumt.

Die eigenartige Ruhe blieb, obwohl sie sich gleichzeitig völlig verstört fühlte. Es war, als ob sie sich selbst dabei zusah, wie sie sich blindlings in Gefahr begab, unfähig, etwas dagegen zu unternehmen. Irgendetwas musste geschehen, so viel war ihr klar. Nick liebte sie bestimmt nicht und selbst wenn, so wäre sie nicht die passende Frau für ihn.

Auch ein Ausflug mit Lady Parry zu Ackerman’s ließ das komische Gefühl nicht verschwinden. Obgleich Talitha bereits mehr Kleider hatte, als sie vermutlich je anziehen würde, wollte ihre Gönnerin, dass sie allen anderen um eine Nasenlänge voraus war. Auf dem Ausflug beabsichtigte sie daher, sich sämtliche neuen Schnitte zu beschaffen, sodass Talitha in der zweiten Hälfte der Ballsaison bereits die zukünftige Mode vorführen konnte.

„Ich bin sicher, dass man dir recht bald Anträge machen wird, liebste Tallie“, bemerkte sie selbstzufrieden, als sie aus der Kalesche ausstiegen, um zur Schneiderin zu gelangen. Abwesend beobachtete Talitha einen dünnen Menschen in einem übergroßen Paletot und einer ramponierten Biberpelzmütze auf dem Kopf, der am Geländer neben dem Haus lehnte. Er sah seltsam vertraut aus. „Anträge, Mylady?“

„Heiratsanträge. Du bist doch nicht ärgerlich wegen irgendetwas, oder, Tallie?“

„Nein, nein … entschuldigen Sie bitte. Wer würde mir denn einen Antrag machen wollen?“ Einige der Gentlemen schienen sich in ihrer Gesellschaft tatsächlich recht wohlgefühlt zu haben, das stimmte. Es gab ein paar, die sie stets zum Tanzen aufforderten, und andere, die sie zu Ausflügen einluden. Mehr als einer hatte dabei die Landgüter seiner Familie sowie seine Zukunftspläne auf eine Art und Weise in die Unterhaltung eingebracht, die sie als recht unverblümt hätte bezeichnen müssen.

Lady Parry rollte mit den Augen. „Trotz aller Bescheidenheit und Unerfahrenheit – bitte, Tallie! Lass mich dir ein paar aufzählen – Mr Runcorn, Sir Jasper Knight, Dr. Philpott, Lord Ashwell, Reverend Laxton …“

„Wirklich?“ Fassungslos sah Talitha sie an. „Aber … ich habe nicht darüber nachgedacht, dass ich einen von ihnen heiraten soll. Ich habe sie doch nicht als zukünftige Ehemänner betrachtet.“

Ob dieser Verrücktheit konnte Lady Parry nur den Kopf schütteln. „Ich gehe jede Wette ein, dass zumindest drei von ihnen bis zum Ende der Woche auftauchen und sich erklären werden. Du solltest also besser überlegen, was du ihnen sagen willst.“

„Nein.“

„Nein? Willst du, dass ich zuerst mit ihnen spreche? Sie werden nicht unbedingt zuerst zu mir kommen, sie wissen, dass du alt genug bist und ich nicht dein Vormund.“

„Ich meinte, nein, ich will keinen von ihnen heiraten.“ Ich will einen unausstehlichen Mann heiraten, der mir nicht über den Weg traut, mich auslacht – und für den ich als Ehefrau absolut ungeeignet bin.

„Oh, gut, die Ballsaison ist ja noch jung“, erwiderte Kate philosophisch und raffte ihre Tasche und den Pelz zusammen, als die Kutsche vor dem Mode-Atelier anhielt. „Du leidest zweifellos ein wenig unter Müdigkeit und Nervosität. Wir müssen später noch ein paar Hüte kaufen – ich finde das immer ungemein beruhigend.



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