Adams Letzte by Will Berthold

Adams Letzte by Will Berthold

Autor:Will Berthold
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: SAGA Egmont
veröffentlicht: 2017-12-01T00:00:00+00:00


* * *

Der von Eva prophezeite Crash zwischen dem Mann ihrer Wahl und dem Gouverneur fand nachmittags um sechzehn Uhr mitten auf dem belebten Marktplatz statt. Captain Powell fuhr sie und ihre kleine Tochter Ilka nach Hause. Auf einmal stand Major Collany vor dem Wagen, und sein Vertreter hatte nur die Wahl anzuhalten oder ihn über den Haufen zu fahren.

'Fuck yourself', brummelte der Captain, bremste und stieg aus.

'Captain Powell', stauchte ihn der Major zusammen. 'Vorschriften gelten auch für Sie! Sie haben nicht das Recht, deutsche Zivilisten in einem Wagen der US-Army zu befördern.'

Die Passanten blieben stehen und verfolgten verblüfft oder schadenfroh, daß ein amerikanischer Major einen US-Captain auf offener Straße abkanzelte wie einen Rekruten.

'Es handelt sich um meine Sekretärin, Sir', erklärte der Vizegouverneur. 'Als Angestellte der Militärregierung hat sie die offizielle Genehmigung.'

'Maybe', erwiderte Collany. 'Ist das Kind auch bei der Militärregierung angestellt?' Seine Augen wirkten wie kleine trübe Tümpel in einem schlagflüssigen Gesicht; an seinen Lippen hingen wieder Speieheltröpfchen.

Das Gesicht des Captains wurde fahl, erschreckend rot zeichnete sich die Narbe auf seiner Stirn ab. Er hatte Mord in den Augen. Einen Moment lang fürchtete Eva, daß er im Jähzorn das Ekel verprügeln könnte.

'Das Kind steigt aus!' befahl der Major.

'Das Kind wird mit mir weiterfahren', entschied Powell.

'Dann werde ich wegen militärischen Ungehorsams Ihre Ablösung beantragen', drohte der Gouverneur mit satter Genugtuung.

'Und Ihre Bestrafung durch ein Kriegsgericht.'

'Okay, Sir. Ich habe es sowieso satt, Ihre ständigen Fehlentscheidungen auszubaden.'

'What did you say?' fragte der Major ungläubig.

'Es wird besser sein, wenn wir uns künftig aus dem Weg gehen, Sir', drohte der Captain, stieg ein und fuhr los.

'Wäre es nicht klüger gewesen, nachzugeben?' fragte Eva.

'Baloney', entgegnete er heftig. 'Ich habe Rückhalt im Headquarters von Bad Tölz.' Powell war auch in Perschau beliebt, und der Chef der US-Kriminalpolizei, Craig Faulkner, ein Bewunderer Evas, war sein persönlicher Freund.

Von nun an blieb der Captain, unterstützt von den anderen Offizieren, auf offenem Konfrontationskurs. Er war bei seinen Waffenbrüdern ebenso beliebt wie im Hauptquartier von Bad Tölz respektiert — es war das Duell zwischen einem vielfach ausgezeichneten Frontoffizier mit einem Etappen-Major, dessen Rückhalt ein US-Senator und Reservegeneral war.

In Perschau herrschte eine Stimmung, die zu der plötzlich im März einsetzenden Kältewelle paßte. Das Thermometer sank auf siebenundzwanzig Grad minus. Die meisten Zivilisten hatten kein Heizmaterial, aber wenigstens dichte Fenster und Türen, so daß der Frost wie in anderen deutschen Städten wenigstens keine Todesopfer forderte.

In der Nacht vom siebten auf den achten gab Steve Powell eine kleine Party für seine Offiziersfreunde. Eva kochte Original Pörkölt, ungarisches Gulasch, dazu Zigeunersalat und als Nachtisch Palatschinken. Der pikante Duft von Evas Kochkünsten zog bis zur Gouverneursvilla. Auf Major Collany mußte die Party wie eine offene Verschwörung wirken. Tatsächlich wurde er von den Teilnehmern den ganzen Abend lang verspottet und verwünscht. Vom Alkohol beflügelt, überboten sich die Offiziere mit Schilderungen über Zusammenstöße mit 'nasty fellow'. Sie tranken Bourbon, zu viel und zu schnell, wie sie es sich im Krieg angewöhnt hatten, um schneller zu vergessen.

'Collany hat über jeden von uns ein Dossier mit Verdächtigungen und Verleumdungen angelegt', behauptete Faulkner, der sonst besonnene Sicherheitschef.



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