1261 - DEVOLUTION by Ernst Vlcek
Autor:Ernst Vlcek [Vlcek, Ernst ]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Chronofossilien, Perry Rhodan, Science Fiction
Herausgeber: Pabel-Moewig Verlag GmbH
veröffentlicht: 1985-11-01T01:00:00+00:00
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„Wenn es mir gegeben wäre, könnte ich glatt weinen", sagte Stalker beim Anblick des sich abzeichnenden Dramas. Er stand mit vorgerecktem, tief gesenktem Kopf da, die schmalen Schultern angehoben, die Arme mit den hochangesetzten Gelenken nach vorne abgewinkelt. Sein ausdrucksstarkes Gesicht zeigte schmerzliche Trauer, als er über das antike Trümmerfeld blickte.
Einige der durch Plastiküberzüge konservierten Mauerreste waren von einem weißen, nebeligen und wattigen Schimmel befallen, der sich merklich ausbreitete.
„Übertreib nicht gleich", maulte Skorsh, sein Animateur, der gelangweilt auf Stalkers linker Schulter lümmelte und mit seinem ein Meter langen Knorpelschwanz lässig gegen den Rückentornister schlug. „Du hast gar keine Beziehung zu diesem Steinhaufen."
Julian Tifflor gab Skorsh innerlich recht. Auch er fand, daß der Gesandte der Mächtigkeitsballung ESTARTU sich wie ein Schmierenkomödiant benahm - und das nicht zum erstenmal.
„Sag das nicht, Skorsh!" rechtfertigte sich Stalker. „Troja ist die Geburtsstätte und das Grab der klassischen Helden Terras. Ich fühle mich ihnen sehr verbunden. Die ,Ilias’ ist das Kriegstagebuch dieser Helden. Und ich bin sicher, daß es in Troja eine Schule der Helden, ähnlich der Upanishad gab. Was meinst du, Tiff? Ist es nicht ein Jammer, daß der Raumschimmel Troja auffrißt?"
„Das schon", sagte Tiff müde.
Der Erste Terraner fand Stalker überaus anstrengend. Er hatte sich, in einem unerklärlichen Anfall von Leichtsinn, dem Gesandten der ESTARTU quasi als Fremdenführer angeboten, um ihm die Sehenswürdigkeiten der Erde zu zeigen - „die kleinen Wunder von Terra", wie Stalker es prosaisch nannte.
Tifflor hatte diesen Entschluß längst schon bereut. Denn seit Tagen und Wochen ließ sich Stalker von ihm kreuz und quer über den Erdball führen, um an geschichtsträchtigen Orten „Heldenluft" zu atmen. Diese Exkursionen wurden nur unterbrochen, wenn Tifflor seinen Regierungsgeschäften nachgehen mußte oder wenn sich Stalker mit den Hanse-Vertretern an den Verhandlungstisch setzte.
Als Hanse-Sprecher hatte Tifflor an den meisten dieser Verhandlungen teilgenommen.
Dabei hatte sich Stalker als gerissener, zäher und kompromißloser Verhandlungspartner erwiesen, und er hatte stets durchgesetzt, was er erreichen wollte. Machte er einmal Abstriche und Zugeständnisse, so konnte man gewiß sein, daß er sich diese nicht abringen ließ, sondern schon von vornherein dazu bereit war. Im Gegenzug stellte er dann Forderungen, um die er wie ein Löwe kämpfte ... Allerdings kämpfte er nur noch mit den Mitteln der Diplomatie. Eine Entgleisung wie Ende Februar gegenüber Ronald Tekener hatte es nicht noch einmal gegeben. Stalker hatte sich in den letzten sechs Wochen nicht noch einmal dazu hinreißen lassen, seine Kampfgestalt hervorzukehren.
Darauf angesprochen, hatte er Tifflor erklärt: „Fehler sind dazu da, daß man daraus lernt. Ich schäme mich zutiefst darüber, daß ich mich wegen einer Lappalie habe gehen lassen. Von nun an habe ich mich in der Gewalt."
Das konnte man auf verschiedene Weise auslegen. Etwa so, daß Stalker seine natürlichen Aggressionen unterdrückte und gute Miene zu allem machte, was ihn in Rage brachte. Oder, daß er besonnener geworden war, sich besser auf die Mentalität der Terraner einstellte, in dem ehrlichen Bemühen, ihre Freundschaft zu gewinnen. Alle Anzeichen sprachen dafür, daß Stalker geläutert war und daß die zweite Möglichkeit stimmte. Galbraith Deighton, der terranische Sicherheitschef, traute der Sache jedoch nicht.
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