067 - Das Maedchen in der Pestgrube by Neal Davenport

067 - Das Maedchen in der Pestgrube by Neal Davenport

Autor:Neal Davenport
Die sprache: de
Format: mobi, epub
Tags: Vampir Horror Roman
veröffentlicht: 2013-12-13T23:00:00+00:00


Stimmen weckten mich. Ich setzte mich verschlafen auf und blickte auf die Uhr. Es war zehn. Die erste Führung durch die Katakomben begann.

Ich klopfte den Staub von der Kleidung und verbarg mich in einer Nische. Meine Hose war zerrissen, ich sah wie ein Landstreicher aus.

Als der Führer mit seiner Gruppe an mir vorbei war, lief ich in den Vorraum, öffnete die Tür und hastete die Stufen hoch, die in den Dom führten, und weiter durch die Kirche zum Hauptausgang. Einige Besucher des Doms warfen mir überraschte Blicke zu, doch ich achtete nicht auf sie.

Aufatmend trat ich ins Freie, wandte mich nach links und blieb vor den Telefonzellen stehen, die alle besetzt waren. Wütend klopfte ich nach einer Weile gegen eine der Glaszellen, in der eine unglaublich dicke Frau stand, die eifrig in den Hörer quasselte.

Sie wandte mir ihr häßliches Gesicht zu, bedachte mich mit einem bitterbösen Blick und öffnete die Tür einen Spalt.

„Ich telefoniere so lange, wie ich will“, fauchte sie und schloß die Tür wieder.

Fluchend wandte ich mich der zweiten Zelle zu. Ein langhaariger Jüngling hatte den Hörer zwischen Hals und Schulter geklemmt und schrieb eifrig irgend etwas auf einen Block. Ich riß einfach die Glastür auf.

„Telefonieren Sie noch lange?“ fragte ich. „Ich habe ein ganz dringendes Gespräch zu führen.“ „Einen Augenblick noch“, sagte er.

Ich schloß die Tür und steckte mir eine Zigarette an. Der langhaarige Bruder musterte mich mit zusammengekniffenen Augen, hängte ein und verließ die Zelle.

„Sie hatten wohl einen Unfall?“ fragte er.

Ich nickte, trat in die Zelle, hob den Hörer ab, warf eine Schillingmünze in den Schlitz und wählte Helnweins Nummer. Das Telefon läutete mindestens achtmal. Ich wählte nochmals, doch es meldete sich niemand.

Ich hatte Helnwein doch ausdrücklich gesagt, daß er zu Hause auf mich warte sollte. War ihm vielleicht etwas zugestoßen?

Ich stürzte aus der Zelle, sah mich nach einem Taxi um, und da ich keines entdecken konnte, lief ich die Kärntnerstraße entlang bis zum Taxistand an der Krugerstraße.

Ich stieg in das erste Taxi ein und keuchte: „Jagdschloßgasse! Fahren Sie so rasch es geht!“

Der Fahrer musterte mich mißtrauisch. Ich war alles andere als ein hübscher Anblick, in dem schmutzigen, zerrissenen Anzug.

„Schauen Sie nicht so langsam!“ knurrte ich wütend. „Ich hatte einen Unfall. Fahren Sie endlich los!“

Der Mann brummte ungehalten und fuhr los.

Es kam mir endlos lange vor, bis wir endlich die Wienzeile erreichten. Am Naschmarkt mußte der Fahrer auch noch einige Minuten halten, da ein Lkw die Fahrbahn versperrte.

Ich war in Sorge um Helnwein. Hoffentlich hatte er nichts auf eigene Faust unternommen.

Der Fahrer fuhr am Schloß Schönbrunn vorbei. Bei der Kennedy-Brücke bog er nach links ab, überquerte die Gleise der Straßenbahn und raste dann die Lainzer Straße entlang. Natürlich waren die Schranken in der Jagdschloßgasse geschlossen. Es dauerte mehr als drei Minuten, bis der Güterzug vorbeigerattert war und die Schranken wieder hochgingen. Eine halbe Minute später waren wir endlich vor Helnweins Haus. Ich zahlte, sprang aus dem Wagen, lief die Stufen zum Haus hoch und drückte auf die Klingel, doch nichts rührte sich. Ich läutete nochmals. Helnweins klappriger VW stand vor dem Haus.



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