03 - Ottokar, der Weltverbesserer by Ottokar Domma

03 - Ottokar, der Weltverbesserer by Ottokar Domma

Autor:Ottokar Domma [Domma, Ottokar]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2012-11-09T05:00:00+00:00


Das 13.Kapitel

setzt sich mit einem gemeinen Brief des pionierlosen Pillenheini auseinander, wobei auch Old Schätterhänd einen Denkzettel abbekommt.

Nach der schönen Verwandlung von Herrn Kurz wäre beinahe nichts Aufregendes mehr passiert, weil auch die Ordnungsschüler nach der Elternversammlung ihr Fett abbekamen, vielleicht sogar vom Herrn Direktor Keiler. Der Ordnungsdienst darf uns jetzt nicht mehr schikanieren, sondern nur noch aufschreiben, wer sich vergangen hat. Am Ende der Woche müssen die Ordnungsschüler beim Herrn Direktor Keiler antanzen und dort über die Geschehnisse der Woche abrechnen. Mit diesen Vorkommnissen würzt der Herr Direktor den Montagsappell. Die schweren Knaben und Mädchen müssen antreten und sich noch einmal anhören, welche Verbrechen der Ordnungsdienst an ihnen entdeckte. Die leichten Vergehen werden mit erzieherischen Zeigefingern oder vielleicht mit einem Tadel bestraft, die schweren mit einer Predigt vor der Fahne.

Zu den schweren Verbrechen zählen: Schubsen und Stänkern beim An- und Austreten; Brüllen und Pfeifen in Wohnbezirkslautstärke, Beschädigung von Schul- und Leibeigentum, zum Beispiel durch nasse Schneebälle und so was; Entnervung der Lehrer durch wildes Zeckspielen, Jauchzen, Kletterübungen und ähnliches. Neben der Bestrafung solcher Verbrechen vor dem Kollektiv bekommt man nicht selten auch noch eine Strafe in Form von Tadeln, Arbeitsauflagen usw. aufgebrummt. Aber das ekelhafteste ist, daß man solche Vorkommnisse vor allen Schülern und Lehrern aufbauscht und auswalzt, und man kann vor der Fahne keine Verteidigungsrede halten.

Leichtere Verstöße wie zum Beispiel Diebstahl von Klingeln, Dynamos und Lampen von Schülerfahrrädern, gemeine Griffe der älteren Schüler an den Mädchen, das Tragen von speckigen langen Haarzotteln, lautes Rülpsen oder das ekelhafte Getue von einigen Modepuppen – solche Kleinigkeiten werden nicht öffentlich abgekanzelt, sondern fallen meistens unter Ausschluß der Pionier- und FDJ-Öffentlichkeit.

Als der Sohn von einer Dorfpersönlichkeit erwischt wurde, wie er einen Telefonautomaten knackte, da hieß es gleich, die Sache wird untersucht, und bis dahin wollen wir nichts unternehmen. Sie untersuchten und untersuchten, und weil der Vater jemand kannte, der ihm half, kam der Sohn nicht mehr an unsere Schule, sondern an eine andere. So kann man einschätzen, daß es für den Ordnungsdienst gar nicht so leicht ist, herauszufinden, welche Vergehen für die Pionier- und FDJ-Öffentlichkeit bestimmt sind und welche zur geheimen Sache gehören. Deshalb bin ich dafür, daß der Ordnungsdienst nicht nur vor dem Herrn Direktor Keiler, sondern auch vor uns mit abrechnet, und wir werden ja sehen, was dabei herauskommt.

Ich war wie durch ein Wunder bei den letzten Appellen nicht nach vorne gerufen worden. Erst dachte ich, vielleicht bin ich krank, und sagte deshalb in der Pause zu meinem Freund Harald, er soll sich doch einmal meine Zunge ansehen. Er antwortete, sie ist nicht belegt, sondern schön rot. Aber der vorbeigehende Speckmann sah die Zunge als Ordnungsschüler anders und notierte sie gleich für die Abrechnung. Es wird sich ja herausstellen, ob dieses Zungenvergehen öffentlich behandelt werden muß oder auch zur geheimen Sache gehört. Seit ein paar Tagen weiß ich, daß das Schreiben von gemeinen Briefen ebenfalls nicht in der Öffentlichkeit behandelt werden darf. Dazu ein frisches Beispiel:

In unserer Klasse gibt es ein Ferkel. Es ist der pionierlose Pillenheini. Er schrieb in der Stunde bei Frau Pitthuhn ein Briefchen mit der Aufschrift: „Für Juliana Bock“.



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