03 by Besessen

03 by Besessen

Autor:Besessen [Besessen]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2011-07-01T08:57:37+00:00


Was das bedeutete, war ihm klar.

Er wußte auch, wie schnell sich ein Glückspilz in eine Pechmarie verwandeln konnte.

Im letzten Augenblick, ehe die Tür zum Treppenhaus aufgestoßen wurde, konnte er sich dahinter schieben. Außer Sicht dessen, der heraustrat.

Die Tür hatte keinen automatischen Schließer, und der Eintretende warf sie auch nicht hinter sich ins Schloß zurück. Warner hatte eine kleine Schonfrist, während derer er an der Kante vorbeispähte und –

eigentlich hatte er nie daran gezweifelt – Stiller entdeckte, der sich mißtrauisch der offenen Lifttür näherte.

Warner verfluchte das Versäumnis, die Tür nicht wieder geschlossen zu haben. Nicht einmal eine Flasche wie Stiller würde lange dar

über rätseln, was dies bedeuten konnte.

Statt seines Dienstrevolvers trug Stiller die gemeine Säge in der Hand, mit der er das Attentat auf den Aufzug verübt hatte – wobei über einen überzeugenden Grund dafür immer noch spekuliert werden durfte.

Warner beschloß, diese Frage zurückzustellen und die Flucht nach vorn anzutreten.

Irgendein praxisfremder Aushilfsphilosoph, der bestimmt nicht gerade aus einem abstürzenden Lift entkommen war, hatte Angriff als die beste Verteidigung bezeichnet.

Warner hätte in dem Moment, als Stiller sich nach ihm umdrehte, gern mit diesem Sprücheklopfer getauscht.

Es war der Moment, als Warner sich aus der Deckung der Tür löste und Stiller nicht den Hauch von Überraschung zeigte.

Ein Laut, wie Warner ihn überhaupt noch nie aus dem Mund eines Menschen gehört hatte, begleitete Stillers Bemerkung: »Auch Katzen geizen mit den vielen Leben, die man ihnen nachsagt – sie wissen, warum. Du hast nur eines, Warner, aber offenbar hältst du dich für unsterblich …« Er warf die Säge in den gähnenden Schlund des Aufzugsschachts und zog in derselben Bewegung seinen Revolver, dessen Mündung er auf Warners Brust richtete.

Obwohl ihm die Spucke im Mund trocknete, höhnte Warner:

»Eine fabelhafte Idee. Polizist erschießt Polizist. Niemand wird sich je etwas dabei denken …«

Die Sekunde, in der Stiller nun doch noch irritiert schien, nutzte Warner, um sich auf ihn zu werfen.

Ein Schuß löste sich, ging aber fehl und schlug irgendwo in die Decke ein, als Warner seinen übergeschnappten Kollegen zu Fall brachte und unter seinem Gewicht begrub. Ein unbarmherziger Ringkampf entbrannte. Stiller versuchte, den Lauf des Revolvers erneut gegen Warner zu richten, aber Warner hatte etwas dagegen. Er rammte Stiller die Stirn gegen das Kinn, daß der Kiefer knackte.

Der außer Rand und Band Geratene steckte jedoch nicht in seinem Bemühen zurück, ihn umbringen zu wollen. Er schien auch jetzt nicht ernsthaft in Erwägung zu ziehen, daß er Warner unterliegen könnte. Das verpatzte Attentat war ein Schönheitsfehler – mehr nicht.

»Typen, die unter galoppierender Paranoia leiden, scheinen in Mode zu kommen«, preßte Warner in heiligem Zorn hervor. »Hoffentlich ist das nicht ansteckend …«

Stiller grunzte, als Warner ihm unvermutet den Revolver aus der Hand hebelte und die Waffe mit Schwung so weit über den Boden schlitterte, daß sie außer Reichweite geriet. Warner gewann nach einem weiteren Kraftakt endgültig Oberwasser, warf Stiller auf den Rücken und drückte mit den angezogenen Knien auf dessen Rippen.

Der Widerstand des Mannes, der ihn töten wollte, erlahmte.

»Hast du endlich genug?« Warner packte ihn derb am Kragen.



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