027 - Die Mission des Kochs by Andrea Camilleri

027 - Die Mission des Kochs by Andrea Camilleri

Autor:Andrea Camilleri [Camilleri, Andrea]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Thriller/Krimi
Herausgeber: Bastei Entertainment
veröffentlicht: 2024-08-30T00:00:00+00:00


Elf

Das Erste, woran er nach dem Aufwachen dachte, war die Alcyon, wie sie am Abend zuvor mit geblähten Segeln am Mond vorbeigezogen war. Aber war es tatsächlich die Alcyon gewesen oder nicht doch irgendein anderes Schiff? Er beschloss, der Sache auf den Grund zu gehen.

Zuvor jedoch musste er etwas erledigen, über das er lange nachgegrübelt hatte, nachdem Fazio gegangen war.

Es musste endlich Schluss sein mit der Taktiererei, mit Zügen und Gegenzügen! Aus irgendeinem Grund hatte er das Gefühl, die Mondfinsternis wäre eine Botschaft, ein Signal, das er zwar nicht ganz verstand, das ihn aber dazu bewog, den Kurs zu ändern.

Wenn der Polizeipräsident das Recht hatte zu tun, was er tat, dann hatte er, Montalbano, das Recht, ja die Pflicht, sich zur Wehr zu setzen. Es ging nicht nur um seine bisherige berufliche Karriere – seine zukünftige Karriere war ihm scheißegal –, sondern vor allem um seine Würde als Mensch.

Er stand auf und öffnete das Fenster. Es war ein schöner sonniger Tag, was schon mal nicht schlecht war. Er füllte seine Lungen mit frischer Luft, wusch sich, zog sich an, trank drei Tassen Espresso, trödelte ein bisschen herum und wartete, bis es neun Uhr war. Dann ging er entschlossen zum Telefon und wählte eine Nummer.

»Pronto? Commissario Montalbano am Apparat. Ich möchte mit dem Signor Questore sprechen.«

»Bleiben Sie in der Leitung.«

Ihm blieb nicht einmal Zeit, bis zehn zu zählen.

»Montalbano? Hab ich richtig gehört?«

»Ja.«

»Von wo rufen Sie an?«

Bonetti-Alderighi wirkte weder überrascht noch verärgert.

Bevor Montalbano antwortete, holte er tief Luft. Dann sprang er.

»Aus Vigàta.«

»Gut, dass Sie anrufen, ich war im Begriff, Sie meinerseits anzurufen. Wollten Sie mir etwas sagen?«

Etwas? Eine ganze Menge! Montalbano spürte plötzlich wieder Wut im Bauch, die er mit einem weiteren tiefen Atemzug unter Kontrolle brachte.

»Dass ich dieses Interview nie geführt habe.«

Diesmal machte der Polizeipräsident eine Pause. Dann sagte er:

»Das weiß ich längst. Und ich weiß auch, dass Sie in Vigàta sind.«

Montalbano hätte es vor Überraschung fast umgehauen. Was für ein Spiel spielte Bonetti-Alderighi eigentlich?

»Sie wussten, dass das Interview gar nicht existierte, bevor Sie die Finanzpolizei auf den Plan gerufen haben?«

»Ja.«

»Aber warum haben Sie es dann getan?!«

»Ich brauchte ein bisschen Säbelrasseln, ich wollte die Spannungen zwischen Ihnen und mir unterstreichen, verstehen Sie?«

Hatte der Polizeipräsident den Verstand verloren?

»Hören Sie, Signor Questore …«

»Montalbano, meinen Sie nicht, es wäre besser, wenn wir uns zu einem Gespräch treffen?«

»Das glaube ich auch. Ich komme sofort.«

»Dann haben Sie nichts begriffen! Sie dürfen sich im Polizeipräsidium nicht blicken lassen! Wenn ein Journalist dahinterkommt, dass Sie noch mit mir Kontakt haben, war all meine Mühe umsonst!«

»Aber ich muss unbedingt …«

»Wir machen es so: Ich lasse Sie unverzüglich mit einem Transporter abholen. Und bevor ich es vergesse: Um weiteren Missverständnissen vorzubeugen, setze ich Sie davon in Kenntnis, dass ich soeben eine Erklärung rausgeschickt habe, in der es heißt, dass Sie aus dem Polizeidienst entlassen worden sind. Bis später.«

Er war wie betäubt. Erschüttert. Vor den Kopf gestoßen. Hatte man ihn nun rausgeschmissen oder nicht? Sollte er Krach schlagen oder nicht? Um einen klaren Kopf zu bekommen, trank er ein halbes Glas Whisky und noch zwei Espresso.



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