01 - Nicht ohne meine Tochter by Betty Mahmoody

01 - Nicht ohne meine Tochter by Betty Mahmoody

Autor:Betty Mahmoody
Die sprache: eng
Format: epub


»Erdbeeren!« quietschte sie.

Ich hatte nicht gewußt, daß es im Iran Erdbeeren gab.

»Können wir Erdbeeren kaufen, Daddy?« fragte Mahtab. »Bitte.«

Moody wurde sofort wieder wütend. »Du brauchst keine Erdbeeren«, sagte er. »Sie sind zu teuer.«

Mahtab weinte.

»Macht, daß ihr nach Hause kommt!« knurrte Moody und schob uns beide in die Seitengasse.

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Wie viele schlaflose Nächte hatte ich in dieser tristen Umgebung verbracht? Dies war wieder eine davon, und bei weitem die schlimmste.

Moody ignorierte mich den ganzen Abend lang und unterhielt sich mit Mammal und Nasserine in verschwörerischem Ton. Als er schließlich weit nach Mitternacht ins Bett kam, war ich immer noch hellwach vor Angst, aber ich stellte mich schlafend.

Er schien schnell einzuschlafen, aber ich blieb argwöhnisch, und als die dunkle Nacht langsam verstrich, wurde meine Angst immer größer. Ich konnte weder von Mammal oder Reza noch von irgend jemand anderem Schutz erhoffen, und von Moody hatte ich nur zunehmende Wahnsinnsanwandlungen zu erwarten. Die Angst hielt mich wach- die Angst, daß er sich aus seinem unruhigen Schlummer erheben und mit einem Messer, einem Stück Seil, seinen bloßen Händen über mich herfallen würde. Vielleicht würde er versuchen, mir eine schnelle, tödliche Spritze zu geben.

Jeder Augenblick dauerte unendlich lange. Meine Ohren lauschten angespannt auf jedes Geräusch, das Ärger verhieß, meine Arme schmerzten, weil ich meine Tochter eng an mich gedrückt hielt, in meinem Kopf wirbelten unaufhörliche Gebete, ich erwartete meine letzte Stunde, machtlos gegen die Wut meines wahnsinnigen Mannes.

Nach einer Ewigkeit plärrte der Ruf des Azan aus den Lautsprechern der Stadt, und ein paar Minuten später hörte

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ich Moody in der Diele, als er zusammen mit Mammal und Nasserine seine Gebete sprach.

Mahtab bewegte sich unruhig im Bett- der erste schwache Schimmer einer kalten Morgendämmerung durchdrang die entsetzliche Nacht.

Mahtab stand auf, um zur Schule zu gehen - Sie zitterte schon vor Angst, preßte die Hände auf den Bauch und klagte über Schmerzen. Ihre morgendlichen Verrichtungen wurden von zahlreichen Gängen ins Badezimmer unterbrochen.

Nun wußte ich, wußte ich ganz sicher in meinem Herzen, was Moodys nächster Plan war. Ich konnte es in seinen Augen sehen und in seiner Stimme hören, als er Mahtab zur Eile antrieb und zu mir sagte: »Ich bringe sie heute in die Schule. Du bleibst hier.« Mahtab und ich waren in diesen letzten acht Monaten unzertrennliche Verbündete gewesen im Kampf gegen Moodys grandiosen Traum, uns in eine iranische Familie zu verwandeln. Zusammen konnten wir Widerstand leisten, getrennt würden wir sicher erliegen.

»Wenn er dich mitnehmen will, mußt du mit ihm gehen«, sagte ich sanft zu Mahtab mit Tränen in den Augen, als wir uns an dem Morgen im Badezimmer aneinanderklammerten. »Du mußt nett zu Daddy sein, auch wenn er dich von mir wegholt und dich nicht wieder zurückbringt. Erzähl keinem, daß wir zusammen zur Botschaft gegangen sind. Und sag niemals irgend jemandem, daß wir versucht haben, zu fliehen. Auch wenn sie dich schlagen, sag es nicht. Denn wenn du es verrätst, werden wir hier nie rauskommen. Du mußt es einfach als unser Geheimnis bewahren.«

»Ich will nicht, daß er mich von dir wegholt«, weinte Mahtab.

»Das weiß ich. Ich könnte es auch nicht ertragen.



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