004 - Like Shadows We Hide by Ayla Dade

004 - Like Shadows We Hide by Ayla Dade

Autor:Ayla Dade [Dade, Ayla]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Roman
Herausgeber: Penguin Verlag
veröffentlicht: 2023-01-17T23:00:00+00:00


Everett

Das Zimmer wird erfüllt von einem Schrei. Meinem Schrei. Als mir das bewusst wird, erstirbt der Laut auf meinen Lippen. Mit den Fingern berühre ich sie, fast so, als könnte ich mich meinem Schmerz nähern und ihn in die Arme nehmen. Meine Brust hebt sich in raschen Zügen. Ich schließe die Augen, konzentriere mich auf eine regelmäßige Atmung. Ruhig, Everett. Ruhig. Ein, aus-aus. Ein, aus-aus.

Ich bin schweißgebadet. Das T-Shirt klebt an meiner Haut. Meine Jogginghose auch. Langsam ziehe ich die Knie an, umfasse meine Beine. In mir schwappt trübes Wasser, während es auf den Sturm wartet. Das tote Meer. Die ersten Wellen kommen. Sie bauen sich auf, überschlagen sich, brechen an Mauern und ziehen mich in die Tiefe.

Tränen rennen über meine Wangen, während ich verzweifelt versuche, Luft zu holen. Es fällt mir so schwer. Ich glaube, ich ersticke. Immer wieder wische ich mir mit dem Unterarm über das Gesicht, trockne es, doch es bleibt feucht. Es kommen neue Tränen. Das tote Meer gibt nicht auf. Ich weiß nicht, warum es in mir lebt. Warum es mich auserkoren hat, um der Welt zu zeigen, wie tödlich es sein kann.

Verzehrend.

Erdrückend.

Mächtig.

Als ich den Kopf wende und meine Silhouette im Spiegelbild erkenne, erschrecke ich.

Das bist nur du, Everett. Nur du. Hier ist keiner. Beruhige dich.

Mein Haar steht wild vom Kopf ab. Ich krabble aus dem Bett, muss mich aber an der Kommode abstützen, um nicht wegzuknicken. Das hier fühlt sich an wie 42° Fieber. Mir ist eiskalt, aber mein Körper glüht. Ich muss unter die Dusche. Ich muss klarkommen, meine Fresse. Ich bin kein Kind mehr. Ich muss diese Scheiße endlich vergessen!

Es dauert, bis ich das Bad erreiche. Ich taste mich langsam vor, stütze die Hände an der Wand ab. Ein Schritt nach dem anderen. Der Teppich streichelt meine nackten Füße. Ich genieße das Gefühl, bis meine Sohlen die glatten Fliesen des Badezimmers berühren. Die Fußbodenheizung wärmt mich, aber es ist nicht genug.

Nie genug, nie genug, nie genug.

Ich schalte das Licht ein. Der schwache Schein über dem Badezimmerspiegel erhellt mein Gesicht. Tiefschwarze Halbmonde liegen unter meinen Augen. Meine Haut wirkt kränklich. Blass, ein bisschen gelb.

Meine Finger zittern, als ich sie nach dem Wasserregler ausstrecke. Die ersten Tropfen prasseln auf meine Haut. Sie sind eiskalt. Es dauert eine Weile, bis ich es geschafft habe, mir die Boxershorts herunterzuziehen und in die Dusche zu steigen. Gerade ist alles schwer. 42°-Fieber-Feeling eben. Fuck, ey.

Das Wasser benetzt meinen Körper, rinnt mir über das Gesicht, den Nacken herunter. Ich lege den Kopf zurück und lausche dem Prasseln, versuche, an nichts anderes zu denken als an das Geräusch. Dampf steigt in die Höhe.

Nach einer Weile merke ich, wie die Dunkelheit mehr und mehr in den Hintergrund rückt und mein Kopf klarer wird. Zum ersten Mal an diesem Morgen denke ich an Alaska. Mein Herz stolpert bei dem Gedanken, ob sie wach geworden sein könnte, bis mir einfällt, dass sie gar nicht da ist. Allie wollte bei Ruth und Will übernachten. Freiwillig!

Und dann war da noch Wyatts Party.

Ich steige aus der Dusche, trockne mich ab und gehe zurück ins Schlafzimmer.



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