003 - Blutsfreunde by Kristina Ohlsson

003 - Blutsfreunde by Kristina Ohlsson

Autor:Kristina Ohlsson [Ohlsson, Kristina]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Thriller/Krimi
Herausgeber: Limes Verlag
veröffentlicht: 2020-09-27T22:00:00+00:00


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Das Seidenband um die Briefe und Fotos schimmerte. So vorsichtig, wie ich nur konnte, zog ich die Schleife und den Knoten auf. Ich würde alles wieder genau so zusammenpacken müssen, damit nicht erkennbar wäre, dass ich geschnüffelt hatte.

Sobald die Seidenbänder auf meinem Schreibtisch lagen, machte ich zwei Entdeckungen. Zum einen waren sie exakt gleich, zum anderen war auf den Rand aller drei Bänder ein goldfarbenes Symbol aufgedruckt. Und selbst ein Zweifler wie ich kennt die Symbole der Kirche. Auf dem Band prangten Kreuze.

Sofort musste ich an Alejandro Ortega denken.

Ein Mann der Kirche.

Magda, Henry und ich hatten nie über Religion gesprochen. Sie waren beide nicht religiös, gehörten keiner bestimmten Konfession an. Andererseits hatte ich auch gedacht, Henry wäre schwedischer Staatsbürger, was er nie gewesen war.

Ich blätterte durch die Briefe. Die Briefe aus der schwereren Holzkiste waren alle an ein und dieselbe Person adressiert. An jemanden, der an einer mir unbekannten Adresse in Rom wohnte. Und sie waren allesamt mit Briefmarken frankiert, deren Wert in Pesetas angegeben war, umgerechnet jeweils nur ein paar Kronen. Als Nächstes sah ich mir die Poststempel näher an. Offenbar waren die Briefe nach Datum sortiert: Der erste stammte von Januar 1985, der letzte vom Juli 1989. Ich nahm den zweiten Briefstapel zur Hand. Diese Briefe waren alle an eine Person in Madrid gerichtet und in derselben Zeitspanne verschickt worden.

Es gibt nur wenig, was so unsäglich ist, wie Tagebücher oder die Post anderer Menschen zu lesen. Doch in meiner derzeitigen Lage musste ich mich über gewöhnliche Regeln hinwegsetzen. Ich zog einen der handgeschriebenen Briefe an die Person in Rom heraus. Der Text war auf Spanisch verfasst und in einer schnörkeligen Handschrift geschrieben. Doch selbst mit meinen mangelhaften Spanischkenntnissen konnte ich die ersten Zeilen verstehen:

Geliebter,

wie viele Wochen ist es jetzt her, seit wir uns zuletzt gesehen haben? Und wie viel länger muss ich noch warten?

Ich überflog den Rest des Briefes; er war ohnehin nicht lang, handelte zumeist von Sehnsucht und der Trauer, nicht zusammen sein zu können. Auf dem Umschlag stand »S. Fourmont«. S. war der »Geliebte«, nahm ich mal an. Der Brief war mit den Worten »Mit all meiner Liebe, B.« unterschrieben. Vermutlich handelte es sich hierbei um die Empfängerin der anderen Briefe – eine Person namens B. Lopez.

Warum schrieben sie nicht mal in ihren Briefen die Vornamen aus? Und was hatten diese zwei Menschen mit Henry zu tun?

Ich nahm das Bündel Fotos zur Hand und begann, darin zu blättern. Es waren fantastische Ausblicke über Rom und Madrid.

Also habt ihr einander besucht, dachte ich. Konntet aber nicht miteinander leben. Warum nicht?

Mein Blick blieb erneut an den Kruzifixen auf dem lilafarbenen Band hängen. Liebesbriefe zu schicken … Das war wo hl nichts, was einem »Mann der Kirche« erlaubt gewesen wäre. Ich drehte eins der Fotos um. Es war datiert, sogar ein Ort war angegeben. Ich sah kurz nach, und ja: Die meisten Bilder waren mit Datum und Ort versehen. Ich sah sie ein weiteres Mal durch. Und dann noch einmal.

Bildete ich es mir nur ein, oder konnte man auf



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