Zwischen Elbe und Alster by Frapan Ilse

Zwischen Elbe und Alster by Frapan Ilse

Autor:Frapan, Ilse
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: (Privatkopie)
veröffentlicht: 2010-02-03T00:00:00+00:00


»Uns' Ida«

Die holsteinischen sind doch immer die besten. Die böhmischen mögen wohl auch gut sein, aber es sind so viele Spiegelkarpfen darunter, und da fällt das Absaugen der Schuppen beinah weg; und nun gar bei den Lederkarpfen, die so eine Art zähen Felles haben! Und dann müssen auch diese Böhmen so lange unterwegs sein, bis sie herkommen, und zuweilen wird das Wasser in den Fässern lau, dann leidet der Geschmack der Fische darunter; oder es gefriert, und dann stirbt gar einer oder der andre ab. Der branntweingetränkte Bissen Brot im Munde erhält sie nicht immer am Leben, durchaus nicht. Nein, bei den Holsteinern ist man seiner Ware sicherer. Johann Christian Wobbe führte nur Holsteiner, bezog sie vom Dieksee, wie alle seine Kunden oft von ihm gehört hatten. Es ist notwendig, daß man sich auf einen Geschäftsmann verlassen könne. Auf Johann Christian Wobbe konnte man sich verlassen, das war gewiß. Wie er so in seinem weitläufigen Keller stand mit den zehn viereckigen rotlackierten Wasserbehältern, in die fortwährend frischer Zufluß rieselte, während es unten ebenso tropfenweise wieder abfloß, sah er in seiner breiten weißen Schürze und der Schirmmütze, mit den roten Backen und den blauen Augen wie die Zuverlässigkeit selber aus. Es war etwas Rundliches, Behäbiges, nicht nur in seinem Gesicht, sogar in seinen Bewegungen, wie er einen großen zappelnden Karpfen aus dem Bassin nahm und mit einer Art behutsamer Zärtlichkeit in die Wagschale legte. »Un wenn Madame ihn lieber gleich tot haben will, denn will ich ihn auf'n Kopf schlagen, aber ich leg da en Tuch über, daß Madam das nich so sieht, denn welche sagen, daß ihnen der Appetit vergeht, wenn sie das sehn. Mir? Nee, Madam, ich weiß da nix von, das is allens Gewohnheit; un wenn man das genau nimmt, – sie sünd ja mal dazu da, nich Madam? Dafür sünd ja die Karpfen in die Welt, daß wir sie uns zu Sylvester, will ich mal sagen, oder zu andern Gelegenheiten gut schmecken lassen. Süh so, Madam, – nee, er lebt nich wieder auf, – un durchlecken tut das auch nich, is gut eingewickelt; – auch gleich 'n Stange Meerrettig? Haben Sie all? so, hätten Sie bei mir auch kriegen können, wär ein dohnt8 gewesen, – adjüs Madam, un 'n recht vergnügtes neues Jahr, und beehren Sie mich bald wieder.«

Die Frau zog ihr Geldtäschchen und zahlte. »Bloß 'n büschen teuer is unser Herr Wobbe,« sagte sie, ihm mit dem Finger drohend, »noch immer so wie vorig Jahr. Bei Bornemann gradüber kosten sie diesmal schon zehn Pfennig weniger das Pfund.«

»Madam, was ich Ihnen gesagt hab! denn sünd das keine Holsteiner! das is all zusammengekauften Kram, was sich so Angro nennt! Karpfen Angro, nu bitt ich Ihnen bloß!« Wobbes ganzes Gesicht drückte Widerwillen und Verachtung aus. »Wo jeder Fisch einzeln behandelt werden will!« fügte er gewichtig hinzu.

Die Käuferin zuckte die Achseln. »Ich mein man bloß, sonst ging das bei Ihnen auch hilder9 zu; bei Bornemann stehen die Leute bis auf die Straße hinaus, und seine Niederlage auf der Alster war ganz schwarz von Menschen.



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