Zeit23 by Lenk

Zeit23 by Lenk

Autor:Lenk
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: General Fiction
veröffentlicht: 2014-01-31T05:00:00+00:00


Ein Trompetenstoß weckte ihn und die anderen am nächsten Morgen.

„Das war nicht Syros“, murmelte Qalaby schlaftrunken. „Der trompetet nicht so schief. Das war einer der Soldaten, der das Wecksignal gegeben hat.“

„Klang wirklich furchtbar“, sagte Leon. „Aber es erfüllt seinen Zweck: Man kann es nicht überhören.“

Das Frühstück war karg. Kanmi gab ihnen etwas trockenes, hartes Brot, bröckligen Ziegenkäse, Nüsse und eine Handvoll Waldbeeren für jeden.

„Beeilt euch“, sagte er, „Syros hat auch Hunger.“

Die Freunde würgten das Mahl herunter und kümmerten sich dann um den Elefanten.

„Seht mal, er schläft noch“, rief Qalaby lachend, als sie sein Zelt betraten.

Der Bulle hatte den Rüssel aufgerollt und ihn auf den Stoßzahn gebettet.

„Wenn er das tut, entspannt er sich gerade“, erläuterte Qalaby. „Guten Morgen, Syros!“

Als Antwort wedelte der graue Riese mit den Ohren, entrollte den Rüssel und streckte ihn nach Leon aus.

„Nicht schon wieder!“, rief der Junge und machte einen Schritt zurück. Aber Syros war schneller und schlang den Rüssel um ihn.

„Ich hab’s doch gesagt, er liebt dich!“ Kim lachte.

Leon kaufte sich mit einem Apfel, den er wohlweislich eingesteckt hatte, bei Syros frei.

Danach fütterten sie den Elefanten ausgiebig, gaben ihm zu trinken, zurrten die Decke auf seinem Rücken fest, führten ihn hinaus und bauten schließlich das Zelt ab.

Wenig später brach der Heereszug auf und überquerte die Passhöhe.

Vorn, direkt hinter Raik, ritt wieder Hannibal auf Syros, begleitet von Kanmi, Qalaby und den Freunden. Schwer bewaffnete Reiter sicherten die Flanken. Zwei von ihnen trugen Stangen, an denen große blaue Fahnen mit aufgestickten goldenen Sonnen im Wind flatterten.

Es folgten mehrere Elefanten und mit Speeren bewaffnete karthagische Fußsoldaten, tief gebeugt unter der Last ihres Marschgepäcks. An diese schlossen sich der restliche Tross und schließlich weitere Soldateneinheiten an, darunter eine Einheit der leicht bewaffneten nubischen Reiter mit Massinissa an der Spitze. Manche Krieger hatten sich mit Fellen gegen den schneidenden Wind geschützt, andere Tücher um ihre Köpfe geschlungen.

Leon ging nach vorn zu Raik. „Wie lange werden wir bis ins Tal brauchen?“, fragte er den Führer.

Raik lachte kehlig. „Das kann ich dir nicht sagen. Siehst du die Wolken?“

Leon schaute nach oben. Eine hellgraue Wolkenschicht verdeckte die Sonne. Darunter trieben weitere Wolken, schwer und schwarz.

„Wer weiß, was diese Wolkenschiffe geladen haben“, orakelte Raik. „Ist es Schnee, ist es Regen oder ist es Hagel? Das Wetter und die Götter entscheiden, wann wir unten sind – und natürlich der Weg …“

„Der Weg?“

„Ja, der Weg. Was siehst du vor dir?“

Leon hob die Schultern. „Schnee“, antwortete er.

Wieder lachte der Führer. „Das ist nur die halbe Wahrheit. Darunter liegt noch etwas.“ Er rammte den dicken Stab in den Schnee. Er drang einige Zentimeter in den Untergrund, bevor er stecken blieb.

„Unter dem Neuschnee liegt der alte Schnee. Er ist zu Eis gepresst“, sagte Raik. „Wenn du schwer bist, zum Beispiel so schwer wie ein Pferd oder ein Elefant, wird dich dein Gewicht durch die obere Schicht drücken – und auf dem darunterliegenden Eis kannst du ausrutschen. Dieser Weg ist verdammt tückisch und das kann uns eine Menge Zeit kosten.“ Er grinste schief. „Aber es gibt nur diesen einen.“

Leon ging vorsichtig weiter.



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