XIII - Thriller by Thore Holmberg

Autor:Thore Holmberg
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2015-11-14T16:00:00+00:00

***

Es gibt höchst unterschiedliche Geschichten von Menschen, die sich schon mal in einer ähnlichen Situation befunden haben. Während ich in die Mündung der Pistole schaute, ging mir eigentlich nur eins durch den Kopf. Ich ärgerte mich, war regelrecht außer mir, ob meiner eigenen Dummheit. Wie konnte ich mich vor diesen Karren spannen lassen, der doch von Anfang an dazu verurteilt war, am Ende seiner Reise an einer Hauswand zu zerschellen oder in Flammen aufzugehen? Warum hatte ich all diese Strapazen – die Reise nach Europa, die Offenbarung in Schweden und sogar den Rückweg in den Schoß von Uncle Sam – auf mich genommen, nur, um hier und jetzt über den Haufen geschossen zu werden? Erneut glimmte die Alternative, ein paar unbeschwerte Stunden mit Mona, vor meinem inneren Auge auf. Hätte ich doch bloß … wäre ich doch bloß … verdammt!

»Haben Sie uns noch etwas zu sagen, Mister Palmer?«

»Da wären schon noch ein paar Dinge, aber es scheint so, als ob Sie daran kein Interesse hätten.«

Frederick Heffner nickte nur und verzog das Gesicht zu einem schiefen Grinsen. Nur einen Atemzug später drehte er sein Handgelenk ein kleines Stück. Der Schuss hallte in dem riesigen Büro einige Male nach. Im Augenwinkel sah ich Paul Allan, der direkt neben mir zuerst in die Knie sackte und dann zur Seite kippte. Ein anderer hätte vermutlich zu ihm hinabgeschaut, womöglich sogar Mitleid empfunden. Ich hingegen starrte weiter seinen Boss an, der die Waffe zufrieden lächelnd wieder in seiner Schublade verschwinden ließ. Als sich unsere Blicke fanden, zuckte Heffner nur mit den Schultern. Kurz darauf fühlte er sich dann doch zu einer Erklärung berufen: »Paul wusste seit fast einem halben Jahr, wo sich Ihr Bruder versteckt hält«, begann er in seltsamem Singsang. »Und ich leichtgläubiger Trottel habe mich bis heute gefragt, wann er sein Wissen endlich mit mir teilen wollte.« Heffner deutete nach unten auf Allans Leiche. »In den letzten sechs Monaten hat Paul nebenbei fast drei Millionen Dollar in die eigene Tasche abgezweigt. Und für jemanden, der solchen Hochverrat betrieben hat, empfinde ich sein Ende noch als relativ human. Oder sehen Sie das anders, Mister Palmer?«

Ich nickte eifrig, um diese These zu unterstützen. Da hatte ich schon deutlich längere und schlimmere Szenarien miterleben dürfen. Der Übergang vom Leben zum Tod kann Minuten, Stunden, manchmal sogar Tage in Anspruch nehmen. Am Ende hängt das vom Durchhaltevermögen und dem Geschick des Fährmanns ab, der einen auf die andere Seite rüberbringt.

»Wann haben Sie es herausgefunden?«, erkundigte ich mich leise.

»Erst vor ein paar Wochen, wenn Sie es genau wissen wollen.« Heffner lachte kurz auf und schaute einen seiner Mitarbeiter vielsagend an. »Zuerst wollte ich es gar nicht glauben, aber ...«, er hielt den Zettel hoch, den ich ihm gegeben hatte, »... das hier war der letzte Beweis, den ich noch brauchte. Außerdem habe ich jetzt die exakten Koordinaten. Ihr lieber Bruder wird sich wundern ...«

Ich überlegte, was damit gemeint sein könnte, verwarf die Gedanken allerdings schnell wieder. Auch, weil ich eine andere Vermutung bestätigt wissen wollte: »Also war ich die ganze Zeit nur Ihr Lockvogel«, stellte ich nüchtern fest.

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