Titan by Jean Paul

Titan by Jean Paul

Autor:Jean Paul [Paul, Jean]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Zeno.org
veröffentlicht: 2015-06-28T22:00:00+00:00


Fußnoten

134 Beseke fand es. S. über das Elementarfeuer, von ihm 1786.

Siebzehnte Jobelperiode

Fürstliche Vermählungs-Territion –

Lilars Illumination

77. Zykel

Welche allgemeine Landfreude konnte jetzt von einem Grenzwappen zum andern acht Tage lang jauchzen! Denn so lange war die Landtrauer suspendiert – die Glocken läuteten zu etwas Besserem als zum Grabe – es war wieder Musik erlaubt allen Spieluhren und Spielleuten – alle Theater wären geöffnet worden, wäre eines dagewesen, oder der Hof verschlossen, der beständig spielte – und man konnte höhern Orts acht Tage ohne schwarzen[424] Rand gehen und dekretieren – – Nachher nach dem erfrischenden Zwischenakt, wo man das Orchester, Punsch und Kuchen genoß, sollte wieder aufgeräumter ans Weinen und Trauerspielen gegangen werden.

Der Fürst ritt am Morgen der langweiligen Einholungs-Wagenfahrt über die Grenze voraus mit Bouverot und Albano; alle drei als die einzigen im Lande unabhängigen, bei dem Feste nicht interessierten Leute. Der arme Luigi! Ich hab' es schon im ersten Band des Titans sehr deutlich gesagt, daß der fürstliche Bräutigam, der heute die Decke beschlägt, bloß ein Landes-Vater sein kann, keiner für das Haus; unter seinem Fürsten-Himmel ist wie auf der ersten Schachfelder-Gasse alles zu machen und zu regenerieren, Offiziere, selber die Schachkönigin, aber der Schach nicht. Es wäre zu wünschen – da der Umstand das Fest ins Lächerliche schattiert –, der Bräutigam könnte manchen ihn auslachenden alten Familien – die es so oft selber im heraldischen und medizinischen Sinne zugleich sind – zur Beschämung nur einige Dutzend von den Prinzen um den Traualtar gestellet zeigen, die er in Kalabrien, Wallis, Asturien, in der Dauphine ganz Europa war ihm eine – sitzen lassen, kurz in so vielen aktiven Erbländern, d.h. in den Erbinnen, nicht Erbschaften fremder Prinzen; – könnt' er das, so würd' er vergnügter in die heutigen Glückwünsche dreinschauen, weil schon einige Dutzende Erfüllungen darneben ständen und zuhorchten. Aber wie das Bette des Marquis von Exeter in London, das 3000 Pfund kostet, die Marquisin in einen Thron verwandeln kann: so muß das die Fürstin auch tun, ohne es wie diese rückwärts verwandeln zu können.

Ich will ihn daher auf dem heutigen Tanzplatz der Freude gar nicht als Bräutigam, sondern immer – so wie man Krone sagt ohne gekröntes Haupt – bloß als Bräutigamsrock aufstellen und vorführen, um ihn nicht lächerlich zu machen. – Albano ritt mit einer Brust voll Zorn, Verachtung und Bedauern neben diesem Opfertiere der schwarzen Staatskunst her und begriff bloß nicht, wie Luigi nicht den deutschen Herrn, diese gemietete Axt und diesen Wurzelheber seines Stammbäumleins, mit einem Fersenstoße[425] weit von sich wegschlage. Guter Jüngling! ein Fürst macht sich leichter von Menschen los, die er liebt, als von solchen, die er recht lange hasset; denn seine Furcht ist stärker als seine Liebe.

Der großherzige, nie eng-, immer weitbrüstige Jüngling fand heute in seiner feierlichen, schmerzlichen Stimmung alles Tragische, Edle und Unendle größer, als es war. Er zeigte zwar nur ein feuriges Auge und heiteres Angesicht, weil er zu jung und schamhaft war, persönlichen Schmerz prunkend auszulegen; aber unter dem Auge, das sich nach der hohen Wetterscheide richtete, an der heute sein dunkles Gewölke auseinandergehen oder zu ihm herunterkommen sollte, brannte der Tropfe.



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