Woolf, Marah - Mond 02 by Mondsilberzauber

Woolf, Marah - Mond 02 by Mondsilberzauber

Autor:Mondsilberzauber [Mondsilberzauber]
Die sprache: deu
Format: epub, mobi
veröffentlicht: 2012-12-12T22:22:47+00:00


11. Kapitel

Es würde nicht lange dauern und der Tag würde anbrechen, dachte ich, als ich kurze Zeit später zu Calums Zimmer ging. Der erste Tag, an dem er wieder bei mir war. Dieser Zustand erschien mir unwirklich. Ich würde es erst glauben können, wenn er mich im Arm hielt. Das Warten darauf war unerträglich geworden.

Miro stand vor der Tür zu Calums Zimmer und sah mir ängstlich entgegen.

„Es tut mir leid, Emma, er möchte niemanden sehen.“

„Du musst das verstehen, er ist sehr erschöpft, Merlin hat ihm ein Schlafmittel gegeben. Morgen kannst du bestimmt zu ihm.“

Verwirrt drehte ich mich um und lief in mein Zimmer. Amia wurde wach und sah mir verschlafen entgegen. Auch Raven lugte aus ihrem Bett hervor.

„Was ist los? Weshalb bist du nicht bei Calum?“, fragte Amia.

„Miro meinte, er wolle niemanden sehen.“

„Damit kann er unmöglich dich gemeint haben“, erwiderte Raven. „Miro ist ein Esel.“

Amia fuhr sich mit den Fingern durch ihre Haare und griff nach einem Umhang.

Sie nahm meinen Arm und zog mich trotz meiner Proteste durch die Flure zurück zum Krankenflügel.

„Miro, was denkst du dir dabei?“, begann sie leise auf ihn einzureden.

Miro wand sich unter ihren Vorhaltungen, dass er mir fast leidtat.

„Amia, jetzt kann ich auch noch warten, bis er aufwacht“, versuchte ich einzulenken.

„Er hat ausdrücklich ‚niemanden’ gesagt“, begehrte Miro auf.

„Das ist großer Quatsch“, fuhr Amia ihm ins Wort. „Wahrscheinlich weiß er nicht, dass Emma hier ist.“

„Doch“, erwiderte Miro leise. „Ich hab es ihm gesagt. Aber er sagte ausdrücklich ‚niemand’.“

Wir starrten ihn an. Amia hatte es die Sprache verschlagen.

„Lass Emma trotzdem zu ihm.“

Wortlos trat Miro zur Seite.

„Bitte nur kurz, Emma“, bat er mich. Ich nickte und öffnete die Tür. In dem Zimmer war es dunkel. Nur wenig honiggelbes Mondlicht drang durch die Vorhänge herein. Es war kein Laut zu hören, außer Calums viel zu schnellen Atemzügen. Leise ging ich zum Bett und schob die Vorhänge beiseite. Calum lag zwischen den Kissen und wälzte sich im Schlaf hin und her. Erst jetzt sah ich, dass er nicht nur am Arm verletzt war. Um seinen Bauch war ein breiter weißer Verband gewickelt. Vorsichtig setzte ich mich an den Rand des Bettes und strich über seine fieberheiße Stirn. Die Haare fielen ihm feucht ins Gesicht. Neben dem Bett stand eine Schüssel mit kaltem Wasser. Ich befeuchtete den Lappen, der darin lag, und wischte ihm mit dem kalten Tuch über das Gesicht und seine glühend heiße Brust. Augenblicklich wurde er ruhiger. Es dauerte nicht lange und er begann wieder, sich unruhig hin und her zu drehen. Nochmals kühlte ich seine Stirn.

Er war wieder bei mir. Ich konnte es kaum fassen. Ich berührte sein Gesicht, seine schlanken Hände. Wie sehr ich ihn vermisst hatte.

Elin würde keine Macht mehr über uns haben. Wir würden hier in Avallach zusammenbleiben. Alles war gut, redete ich mir ein, während die Zweifel in meinem Hinterkopf zu nagen begannen.

Erschöpfung machte sich in mir breit. Ich weigerte mich, in mein Zimmer zu gehen. Ich wollte hierbleiben, bei Calum. Ich legte mich neben ihn und legte einen Arm um seine Brust. Vorsichtig zog ich die dünne Decke über uns beide.



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