Winterengel by Corina Bomann

Winterengel by Corina Bomann

Autor:Corina Bomann [Bomann, Corina]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2017-09-19T22:00:00+00:00


Wie viel Zeit verging, wusste ich nicht. Der Himmel hörte irgendwann auf, sich weiter zu verfinstern. Dafür rieselte weiterhin der Schnee.

Plötzlich klopfte es an meine Zimmertür.

»Sind Sie mit dem Packen fertig, Anna?«, fragte Evans, trat aber nicht ein.

»Ja, ich komme!« Was hätte ich auch zu packen gehabt? Die Hälfte meines Gepäcks war weg. Für einen Moment hatte ich sogar mit dem Gedanken gespielt, die leere Tasche samt der leeren Schachtel einfach hier stehen zu lassen. Doch dann stopfte ich kurzerhand das Kleid, das ich auf der Reise getragen hatte, hinein.

Seufzend hob ich die beiden Taschen vom Boden und verließ dann das Zimmer. Evans stand auf dem Gang. Seine Miene wirkte angespannt.

»Meinen Sie wirklich, dass es gut wäre, jetzt zu fahren?«, fragte ich. »Schneewolken sind über der Stadt. Schon bald könnten die Straßen vollkommen verschneit sein.«

»Wir müssen es versuchen. Hier sind Sie nicht mehr sicher.«

»Und das alles wegen einer Kutsche, die ein wenig vom Weg abgekommen ist?« In meiner Erinnerung war die Situation gar nicht mehr so gefährlich.

»Nicht nur wegen der Kutsche. Jemand verfolgte uns, dann waren die Engel weg, und jetzt, wo wir auf der Suche sind, werden wir beinahe über den Haufen gefahren. Außerdem habe ich noch einmal mit diesem Wirt und mit Pete gesprochen.«

»Und was ist dabei herausgekommen?«

»Der Wirt sagte, dass die Nadel einen Stein gehabt habe, der wie ein Rubin geleuchtet, aber nicht wie ein Edelstein ausgesehen hätte.«

»Glas«, platzte ich heraus.

»Möglich wäre es. Und dann ist da noch das, was Pete erfahren hat. Einige Leute sollen in ungewöhnliche Bewegung geraten sein.«

»Was heißt das?«

»Das heißt, dass jemand mitbekommen hat, dass wir suchen. Das macht es noch wahrscheinlicher, dass die Sache mit der Kutsche kein Zufall war. Es war eine Warnung.«

Ich verstand die Welt nicht mehr. Hatten diese Männer wirklich Angst vor einem Mädchen wie mir? Oder steckte noch etwas anderes dahinter?

»In den kommenden Tagen werde ich versuchen zu klären, was es damit auf sich hat. Die Glasnadel ist jedenfalls schon ein sehr guter Hinweis. Solche Nadeln tragen nicht viele Menschen.«

»Es sei denn, er ist ein Glasmacher«, sagte ich wie betäubt. Erst jetzt fiel mir wieder ein, dass auch mein Vater eine ähnliche Krawattennadel besessen hatte. Wir hatten sie ihm mit ins Grab gegeben, denn meine Mutter hatte es nicht übers Herz gebracht, ihn in einem einfachen Leichenhemd zu bestatten. Stattdessen war er in seinem besten Anzug zur Ruhe gebettet worden, und dazu gehörte auch die Krawattennadel mit dem gläsernen Kleeblatt.

»Ja, angesichts der Umstände ist das nicht auszuschließen«, sagte Evans. »Aber wir sollten jetzt besser aufbrechen, ehe uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung macht.«

Er nahm mir die Taschen ab und trug sie nach unten.



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