Was ans Licht kommt (German Edition) by Carlsson Christoffer

Was ans Licht kommt (German Edition) by Carlsson Christoffer

Autor:Carlsson, Christoffer [Carlsson, Christoffer]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783644006232
Herausgeber: Rowohlt E-Book
veröffentlicht: 2022-07-19T00:00:00+00:00


60.

Gisela sah den Mann vom Fenster ihrer Wohnung aus. Dort stand sie oft. Aus dem sechsten Stock war die Welt erträglich. Von hier nahmen sich die Autos und Menschen, die Straßen, Häuser und Leben seltsam klein und unbedeutend aus. Dieses Wissen gab ihr Sicherheit. Aus der Ferne war alles erträglich.

Er schloss die Autotür und blickte sich um. Seine Kleidung wirkte zu groß, und der Wind fuhr durch dünnes, schütteres Haar. Als er auf die Eingangstür ihres Hauses zusteuerte, überlegte sie, zu wem er wohl wollte. Sie wohnte noch keine Woche im Haus und war mit dem Umfeld noch nicht vertraut, kannte die Nachbarn nicht und hatte keine Ahnung, welche Autos zum Straßenbild gehörten.

Sie ging ins Wohnzimmer. Die Wohnung war klein. Leere Umzugskartons ließen sie noch beengter wirken. Sie setzte sich aufs Sofa, zog die Beine hoch und wartete, hoffte, dass es nicht an der Tür klingeln würde.

Es klingelte an der Tür.

Gisela blieb sitzen und hoffte, dass es kein zweites Mal klingeln würde.

Es klingelte ein zweites Mal. Mit klopfendem Herzen stand sie auf, ging in die Küche und nahm ein Messer aus einer Schublade. Die Wohnungstür hatte ein Guckloch. Gisela musterte den Mann, der draußen im Treppenhaus stand. Durch die Linse des Spions wirkte er eigenartig gestaucht. Sie drehte das Türschloss herum, ohne zu öffnen, wich zwei Schritte zurück, packte das Messer mit festem Griff und starrte auf die Türklinke, die sich langsam nach unten senkte.

«Hallo?», fragte eine zögernde Männerstimme.

Die Stimme des Mannes passte nicht zu seinem Gesicht. Sie war tiefer, als sie erwartet hatte.

Er steckte den Kopf durch den Türspalt und sah sie mit dem Messer in der Hand in der Diele stehen, verbissen und angespannt, doch er schien den Anblick keineswegs merkwürdig zu finden.

«Ich heiße Sven», sagte er. «Ich bin Polizist. Ich war bei Ihren Eltern. Ihre Mutter hat mir die Adresse gegeben.»

Sie bat ihn in die Küche, und er setzte sich. Sie fragte, ob er einen Kaffee trinken wollte. Er verneinte und zog ein kleines schwarzes Notizbuch aus der Brusttasche seines Hemds. Gisela goss sich selbst ein Glas Wasser ein und setzte sich ihm gegenüber. Würde er sie jetzt nach dem Messer fragen, oder war er an Anblicke dieser Art gewöhnt? Sie war bestimmt nicht der erste Mensch, den er mit einem Messer in der Hand antraf.

«Mir ist klar, dass das nicht leicht für Sie ist», begann er. «Aber ich würde gern mit Ihnen über das sprechen, was sich vor einem Monat ereignet hat.»

«Okay», sagte Gisela tonlos.

Wenn sie jemals die Hoffnung gehegt hatte, ihr Vergewaltiger und Roberts Mörder würde gefasst, so war sie inzwischen erloschen.

«Ich will ehrlich zu Ihnen sein», sagte er, hielt sich die Hand vor den Mund, hustete heftig und musterte anschließend seinen Handteller. «Genau genommen bin ich kein Polizist mehr. Aber ich war Polizist. Ich habe den Dienst Ende letzten Jahres quittiert. Ich habe an dem Fall … Ich habe Stina gefunden und nach Frida gesucht.»

Keine Nachnamen, als hätte er sie persönlich gekannt. Gisela verspürte den Impuls, zu fragen, ob dasselbe für sie galt, ob



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