Alexanders Erbe: Der Fall des Weltenreichs: Historischer Roman (Das Ende des Alexanderreichs 2) (German Edition) by Fabbri Robert

Alexanders Erbe: Der Fall des Weltenreichs: Historischer Roman (Das Ende des Alexanderreichs 2) (German Edition) by Fabbri Robert

Autor:Fabbri, Robert [Fabbri, Robert]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783644012684
Herausgeber: Rowohlt E-Book
veröffentlicht: 2022-06-14T00:00:00+00:00


Adea

die Kriegerin

V ielleicht war dies ihre Chance – höchstwahrscheinlich ihre letzte Chance –, nun, da Antipatros tot war. Freudentränen hatte sie geweint, als sie von seinem Ableben erfuhr. Der Mann, der ihr als Königin das Recht verwehrt hatte, für ihren Gemahl zu sprechen und in seinem Namen zu herrschen, konnte sich ihr nun nicht mehr in den Weg stellen. Er war nicht mehr, und er hatte seinen Sohn nicht zu seinem Nachfolger ernannt.

Die Vorstellung, Kassandros werde nach seinem Vater die Herrschaft antreten, hatte Adea verfolgt, seit sie nach Europa zurückgekehrt war. Es war offensichtlich gewesen, dass der alte Mann kein Jahr mehr zu leben hatte, und es hatte nahegelegen, dass sein ältester Sohn sein Nachfolger werden sollte. Adea wusste, dass Kassandros ihr nicht zugetan war. Überhaupt gab es in den führenden Familien des Landes kaum jemanden, der ihr gewogen war. Deshalb hatte sie ihre Appelle stets an die einfachen Soldaten gerichtet. Deren Verehrung für Alexander und sein Blut schloss auch Adeas Mann Philipp ein, der ja sein Halbbruder war, und sie selbst als Alexanders Cousine.

Adea schaute zu ihrem Mann hinüber. Sie befanden sich in seinem Gemach hoch oben in dem Palast, der über Pella aufragte. Philipp stand mit einem starren Grinsen auf dem Gesicht da, während sein Leibsklave ihm das Schwert umschnallte und letzte Hand an seine Galauniform legte: die Uniform eines Makedonenkönigs.

Sie rieb einen Fleck von dem bronzenen Muskelkürass, den eine silberne Einlegearbeit in Gestalt sich aufbäumender Pferde zierte, mit Rubinen als Augen und Diamanten an den Hufen. Dann richtete sie den purpurnen Mantel, der über seine Schultern drapiert war und bis zum Schaft seiner wadenhohen Stiefel aus rotem Leder reichte.

Adea wischte ihm ein wenig Speichel aus dem Mundwinkel, dann trat sie zurück, um das Gesamtbild zu betrachten. «Sehr schön, Philipp, du siehst prächtig aus. Wahrhaftig wie ein König.»

Philipp kicherte und hielt eine Hand vor den Mund – in der anderen hielt er seinen Helm mit einem roten Rosshaarbusch und zwei langen weißen Federn an den Seiten. «Darf ich auf einem Pferd reiten, Adea? Ja, darf ich?»

«Heute darfst du, Philipp.»

«Oh, danke, danke.» Zum Zeichen seiner Dankbarkeit ließ er ein Rinnsal Urin an seinem Bein hinunterlaufen.

Adea war an solche Zeichen seiner Aufregung gewöhnt und schenkte dem Zwischenfall keine Beachtung, während der Leibsklave seinen Schützling trocken wischte. Er mochte ein unvollkommener König mit dem Verstand eines Achtjährigen sein, aber er war überaus fügsam und absurd dankbar für jedes Vergnügen, das Adea ihm gestattete. Und «König spielen» liebte er ganz besonders.

Sie betrachtete sich prüfend in dem Spiegel aus polierter Bronze: Ihr Brustpanzer, der Helm und die Beinschienen glänzten, und ihr Schwert hing so, wie es gehörte.

Eine Amazonenkönigin. Mutter wäre so stolz auf mich .

Nachdem sie sich vergewissert hatte, dass alles bereit war, nahm sie das zusammengerollte Schriftstück, das sie für diesen Anlass vorbereitet hatte, ergriff die schlaffe Hand ihres Mannes und führte ihn aus dem Gemach.

Die Armee von Makedonien war inzwischen eine sehr gemischte Truppe aus bartlosen Rekruten, ergrauten Veteranen, die ihre Großväter hätten sein können, und wenig erprobten, mittelmäßig ausgebildeten Garnisonstruppen,



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