Willkommen in Hawks by Juliane Käppler

Willkommen in Hawks by Juliane Käppler

Autor:Juliane Käppler [Käppler, Juliane]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Contemporary
ISBN: 9783733783822
Barnesnoble:
Herausgeber: Harlequin Enterprises Gmbh
veröffentlicht: 2014-03-12T23:00:00+00:00


Am späten Nachmittag erreichten sie Petoskey, und Charlotte dachte unweigerlich an ihre erste Fahrt durch die Minimetropole am Lake Michigan – und an eine unbeschwert schwatzende Lucy, die einen lilafarbenen Freizeitanzug und passende Ohrclips mit Herzchen trug.

Der bullige Ford schnurrte aus der Stadt und am in der Junisonne glitzernden See entlang in den Wald hinein. In jenen Wald, in dem so viel Schönes und so viel Schreckliches geschehen war. Charlottes Hände verkrampften sich unter ihren verschränkten Armen, als sie die Abbiegung in den Schotterweg passierten, der zum Froschteich führte. Ein Kloß setzte sich in ihrem Hals fest, als sie das Ortseingangsschild von Hawks passierten, auf dem die Einwohnerzahl um zwei Dutzend nach unten korrigiert worden war. Sie fuhren vorbei am Haus von Lindas Mutter, tuckerten auf der am helllichten Tag im Tiefschlaf liegenden Hauptstraße entlang, vorbei am winzigen Supermarkt, dem Alles-ein-Dollar-Geschäft und dem Buchladen. Zum Schluss holperten sie über den ausbesserungswürdigen Asphalt der Nebenstraßen und bogen in die Cedar Road ein.

Anders als Lucy, benutzte Liz nicht den Privatweg hinter den Häusern. Charlottes erster Blick fiel auf das Haus Nummer zwei, das in einem jämmerlichen Zustand war. Die hellgrüne Farbe war verwittert. Einige Fenster schienen zu Bruch gegangen zu sein und waren notdürftig repariert worden. Die Hollywoodschaukel auf der Veranda war zusammengebrochen. Der Rasen rund um das Haus stand hoch.

Liz parkte den Ford in der Einfahrt zu Nummer sieben. Sie stellte den Motor ab, verharrte kurz und zog den Schlüssel aus der Zündung, womit die Stimmen im Radio verstummten. Charlotte hatte das Gefühl, das erste Mal nach vielen Stunden nichts anderes als ihren Herzschlag zu hören.

Als sie aus dem Auto stiegen, war es nicht mehr ganz so still, doch die Geräusche waren andere. Verglichen damit ähnelte der Sound des Lebens in München oder der eines Flughafenterminals dem Kreischen einer Kreissäge. Vom tiefblauen Lake Michigan hinterm Haus drangen das Gluckern voll Wellen und die Rufe der Möwen herüber. Der Wind raschelte durch die Zypressen im Garten. Eine Grille zirpte, ein Vogel sang vor sich hin.

Bedauerlicherweise hielt dieser Zustand nicht lange an. Eben trugen Charlotte und Liz die ersten Gepäckstücke zur Seitentür, da zeigte sich eine alte Bekannte. Bevor Charlotte wusste, wie ihr geschah, schloss Patty Jacob sie in die Arme und schluchzte an ihr Ohr. Sie blinzelte ihre eigenen Tränen weg und klopfte Miss Jacob in der unerwarteten Rolle des Trösters auf den Rücken. Liz erlöste Charlotte und ließ dieselbe Prozedur über sich ergehen. Als die alte Dame etwas von Gott und dem Himmel und der Gnade murmelte, ging Charlotte zum Haus.

Drinnen roch es wie eh und je nach Lucys Duftkerzen. Charlotte schleppte ihre Tasche die kleine Treppe hinauf ins Esszimmer und stellte sie auf einem Stuhl ab. Sie war unschlüssig, wohin sie von hieraus gehen sollte, und kam sich verloren vor. Nichts war verändert worden, nicht einmal der Fußbodenbelag oder die Tapete. Wie früher war alles peinlich sauber und ordentlich, ganz so als sei Lucy noch da und hätte gerade eine Runde mit dem Staubsauger gedreht.

Das Quietschen der Tür kündigte Liz an, die hereintrat.



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