Wiedersehen mit Scheich Khalid by Verena Wermuth

Wiedersehen mit Scheich Khalid by Verena Wermuth

Autor:Verena Wermuth [Wermuth, Verena]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 3038125202
Herausgeber: Weltbild
veröffentlicht: 2013-01-31T05:00:00+00:00


Wiedersehen in Dubai, Mai 2008

Am 9. Mai 2008 besteige ich in Zürich eine Maschine der Emirates Airline mit Ziel Dubai. Bereits beim Boarding gerate ich in Nervosität. Kaum haben die Passagiere ihre Plätze eingenommen, traut sich doch tatsächlich eine ältere Dame zu mir. Sie kommt von hinten, bückt sich zu mir herunter und sagt lächelnd: »Sind Sie nicht die Frau, die das Buch über den Scheich geschrieben hat …?«

Ich schlucke bloß leer und lächle tapfer zurück: »Ja, ich bin die Frau.«

»Hab ichs doch gewusst«, meint sie, entschuldigt sich für die Störung und verschwindet wieder nach hinten. Ausgerechnet in der Maschine nach Dubai muss mir so was passieren. Ich stecke meinen Kopf in eine Zeitung, doch es gelingt mir nicht, mich auf den Inhalt zu konzentrieren. Ich bin viel zu aufgewühlt und zappelig. »Mein Gott, worauf habe ich mich da nur eingelassen«, denke ich plötzlich. So ganz allein, ohne meine »Bodyguards« nach Dubai zu reisen.

Als die Maschine endlich, voll beladen und bis auf den letzten Platz besetzt, zur Starbahn rollt, ist es zu spät zum Umkehren. Viel zu spät. Aus dem Cockpit ertönt die hastige Stimme des Kapitäns: »Cabin Crew, take off in two minutes!«

Gleich darauf setzt sich der Airbus in Bewegung, gleitet mit vollem Schub voran über die Piste, bis sich die 380 Tonnen schwerfällig vom Boden lösen und in den Himmel emporschwingen. Die Kabine ist geradezu von verblüffender Stille. Ich beruhige mich allmählich. Je weiter wir an Höhe gewinnen, desto mehr löst sich meine innere Anspannung.

Als das Sitzgurtzeichen verlöscht, schnappe ich mir meinen Laptop aus dem Handgepäckfach. Um die sechs Flugstunden zu überbrücken und mich etwas abzulenken, will ich an dem Marion-Manuskript arbeiten. Schließlich soll das Skript Ende August fertiggestellt sein, damit genügend Zeit für Überarbeitung, Lektorat, Covergestaltung und Druck bleibt. Am 18. November nämlich, so viel steht fest, würde die Vernissage im Kinderspital stattfinden.

Nun sitze ich also im Flugzeug nach Dubai, den Laptop auf dem Klapptisch und immer wieder schweifen meine Gedanken ab. Als ich zufällig aufblicke, lächelt mir die besagte Dame der hinteren Reihe, die offenbar bei der Bordküche darauf wartet, dass die Toilette frei wird, wieder ins Gesicht. Ich spüre, wie ich erröte und senke den Kopf. Es hat alles keinen Sinn, ich kann mich nicht in die Materie vertiefen. Entnervt packe ich den Laptop wieder ein und schließe die Augen. Der Bordservice war längst vorüber, die Kabinenbeleuchtung durch das Mood Lighting System gedimmt, die meisten Passagiere schlafen. Irgendwann schlummere auch ich ein.

Vierzig Minuten vor der geplanten Landung erscheint wie auf Kommando die Crew mit frischem Saft, Mineralwasser und dämpfenden Gesichtstüchern. Alles gerät in Bewegung. Mein Herz zieht sich zusammen. Das Licht wird auf hell gedimmt, und augenblicklich bekomme ich feuchte Hände. Es wird ernst.

Beim Blick aus dem Fenster erspähe ich unter uns die ersten Küstenlichter von Qatar, vielleicht auch Schiffe im Meer. Aber so ganz genau weiß ich es nicht, denn ich bin viel zu kribbelig und fahrig, um mir darüber Gedanken zu machen.

Als die Maschine kurz darauf zur Landung ansetzt, wird mir geradezu schlecht vor Aufregung und Angst.



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