Wiedersehen in Virgin River by Robyn Carr

Wiedersehen in Virgin River by Robyn Carr

Autor:Robyn Carr
Die sprache: deu
Format: epub, azw
Herausgeber: MIRA


11. KAPITEL

Nach zwei Wochen Krankenhaus, zwei Wochen Reha und zwei Wochen bei seiner Mutter bekam Mike Valenzuela allmählich einen klaustrophobischen Koller. Sein Arm war noch immer gelähmt, und er drehte durch, weil ihm die Decke auf den Kopf fiel. Nicht zu erwähnen, dass er noch immer völlig erschüttert war, weil es so lange gedauert hatte, bis sein Kopf wieder klar funktionierte. Nichts machte ihm so viel Angst wie sein Gedächtnisverlust, und nicht mehr in der Lage zu sein, das richtige Wort zu finden oder das richtige Wort zu haben, es aber für falsch zu halten.

Körperlich ging es ihm besser, aber immer noch hatte er Schmerzen. Vor allem in Schulter, Arm, Nacken und Schulterblatt, und nachts konnte es so schlimm werden, dass er nicht schlafen und sich nicht mehr bewegen konnte. Wenn das geschah, schaffte er es kaum aus dem Bett, und das Einzige, das ihm dann noch half, waren ein großer Eisbeutel und eine Schmerztablette. Weitere Schmerzen hingen mit der andauernden Steifheit und Schwäche in der Leistengegend zusammen. Das wurde zwar immer besser, aber wegen dieser linksseitigen Kraftlosigkeit nutzte er einen Stock beim Gehen.

Der Spiegel zeigte ihm einen dünnen ausgelaugten Körper, der einmal durchtrainiert und muskulös gewesen war. Er sah einen leicht gebeugten Mann, dem Leiste und Unterleib schmerzten, wenn er sich aufrichtete. Seinen rechten Arm hielt er schonend vor der Brust angewinkelt, die Hand einwärts gebogen und viel zu steif und schwach, um sie ganz zu öffnen. Sein dichtes schwarzes mexikanisch-amerikanisches Haar, das man ihm an einer Seite des Kopfes abrasiert hatte, um eine Kugel zu entfernen, war noch kaum wieder nachgewachsen. Er sah einen Mann, der im Alter von sechsunddreißig Jahren mit einer hundertprozentigen Behinderung aus dem Polizeidienst in den Ruhestand versetzt wurde. Einen Mann, der im Haus seiner Mutter wohnte, weil er seinen zwei Exfrauen die Häuser überlassen und sein gemietetes Apartment aufgegeben hatte, nachdem er angeschossen worden war.

Es gab da auch noch eine andere kleine Sache, etwas, das nicht sichtbar war: Er hatte immer noch Schwierigkeiten beim Pinkeln, und an eine Erektion konnte er sich kaum noch erinnern. Bei alledem ging ihm dann schon auch einmal durch den Kopf, wie sein ganzes Leben den Bach runterging und er nun hier stand und kaum noch ein Rinnsal zustande brachte.

Mike hatte immer gerne ein hartes Leben geführt. Der Tanz auf dem Vulkan. Die Marines im Kampfeinsatz, der Polizeidienst. Frauen. Jede Menge Männerkram. Gewichtheben, Sport, Poker, Jagen, Angeln. Noch mehr Frauen. Ein Leben im Augenblick. Spaß, Spaß, Spaß. Ah. Sofortige Befriedigung. Er hatte zweimal geheiratet, weil er in der Stimmung dazu gewesen war, aber den Ehefrauen gegenüber fühlte er sich – offensichtlich – nicht sonderlich verpflichtet. Und er hatte viel zu vielen anderen nachgejagt. Mit Sicherheit war das jetzt kein Thema mehr. Vielleicht sind einem ja auch nur so und so viele Erektionen vergönnt, dachte er, und meine habe ich bereits alle verbraucht.

Es war nicht ratsam, eine lange Strecke zu fahren, aber er schaffte es. Sein rechtes Bein war in Ordnung, der linke Arm funktionierte bestens. Die Ärzte waren dagegen, sie dachten eher an weitere Rehamaßnahmen.



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