Wenn die Nacht stirbt by Melissa Darnell

Autor:Melissa Darnell [Darnell, Melissa]
Die sprache: deu
Format: epub, mobi, azw3
Tags: Paranormal
ISBN: 9783956490279
Google: ubYBngEACAAJ
Barnesnoble:
Herausgeber: MIRA Taschenbuch
veröffentlicht: 2014-05-11T22:00:00+00:00

17. KAPITEL

Savannah

Langsam ging ich den Schotterweg entlang, der durch den Palisades State Park führte. Die Sommersonne auf meiner Haut tat gut und wärmte mich, wie es nichts sonst in letzter Zeit tat. Doch selbst die helle Sonne und der gurgelnde Fluss – der in meinen Augen so breit war, dass man ihn auch als kleinen Strom hätte bezeichnen können – schafften es nicht, die Unruhe auszulöschen, die sich mit jedem Schritt tiefer in meiner Magengrube festsetzte.

Wie würde Mom reagieren, wenn ich ihr sagte, wir müssten Lucy für eine Weile ein anderes Zuhause suchen? Anne hatte Michelle angerufen, und sowohl Michelle als auch ihre Mutter waren gern bereit, Lucy aufzunehmen. Und Mom hatte Michelle immer gemocht.

Aber wir redeten nun mal über Moms Hund. Für sie war Lucy wirklich wie ein Kind, und ohne sie ging sie nirgendwohin.

Würde Mom mich schon für den Vorschlag hassen? Würde sie anfangen, mir die Schuld daran zu geben, dass sie ihren Arbeitsplatz, ihre Privatsphäre und ihren Hund verloren hatte?

Dieses Gespräch wollte ich wirklich nicht führen.

Am Fuß des Hügels musste ich rechts abbiegen und eine Brücke überqueren, die altmodisch, aber gut in Schuss gehalten war. Sie würde mich zum anderen, etwas flacheren Ufer des bräunlich grünen Flusses führen, wo sich Mom und Lucy die Zeit vertrieben.

Auf halbem Weg über die Brücke musste ich stehen bleiben, um den Ausblick zu bewundern. Ich konnte mir gut vorstellen, dass viele Paare hier ihre Hochzeitsfotos machten, vor dem Panorama der dunkelgrauen Felsen, die sich mehrere Hundert Meter über den Fluss erhoben, vom strömenden Wasser aus den Klippen gefräst und von Bäumen leicht beschattet. Anders als in Osttexas bestanden die Wälder hier größtenteils aus Laubbäumen. Selbst hier draußen wurde ich ständig daran erinnert, wie weit der Clann uns aus unserer Heimat vertrieben hatte.

Seufzend setzte ich meinen Weg über die Brücke fort. Dann folgte ich wieder dem Pfad, vorbei an einer weiten, ebenen Fläche voller Felsen und weiter zu einer saftigen Wiese, auf der ein paar Picknicktische und Feuerstellen zwischen den Bäumen verstreut waren. Manchmal saßen hier gern Angler. Heute fand ich nur Mom und Lucy am Flussufer vor, wie sie den Stockenten zusahen, die an den ruhigeren Stellen im Wasser umherpaddelten.

Ich konnte mir nicht vorstellen, wie Dad freiwillig zugelassen hätte, dass Mom sich allein so weit vom Wohnwagen entfernte. Dann fing ich irgendwo aus der Nähe seine Emotionen auf, Verärgerung gepaart mit Entschlossenheit und jener unaufhörlichen Wachsamkeit. Ich spähte in das kleine Wäldchen rechts vom Fluss und entdeckte, wie sich einer der Schatten zwischen den Bäumen leicht verschob. Ah, da steckte er. Ich hatte doch gewusst, dass er sie nie so weit aus den Augen lassen würde.

Angesichts seiner Beschützerinstinkte musste ich ein Lächeln unterdrücken, doch ich tat so, als hätte ich ihn nicht gesehen. Laut rief ich nach Mom, damit sie mich kommen sah und sich nicht erschreckte.

Unglücklicherweise hatte ich den Wind im Rücken, sodass Lucy zu bellen begann, bevor ich überhaupt da war.

Mom sah mich, lächelte und hob die Hand. Enthusiastisch wedelte sie zur Begrüßung gleich mit dem ganzen Unterarm hin und her.

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