Wenn die Liebe hinfällt by Luisa Buresch

Wenn die Liebe hinfällt by Luisa Buresch

Autor:Luisa Buresch [Buresch, Luisa]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 978-3-462-30791-7
Herausgeber: Kiepenheuer & Witsch Verlag
veröffentlicht: 2015-05-18T00:00:00+00:00


Heute Morgen war ich noch im Krankenhaus gewesen und da begann der Tag früh. Sehr früh. Meinem Empfinden nach rissen die Krankenschwestern schon um fünf Uhr die Türen auf und zwitscherten etwas von Frühstück. Ich war definitiv übermüdet. Aber ich wollte, dass Kolja blieb. Da mein Bett nicht weit vom Sofa stand, fragte ich, ob es ihn störte, wenn wir uns im Bett weiter unterhielten, dann könnte ich mich schon einmal hinlegen. Er starrte mich so entsetzt an, dass ich laut lachen musste. Ich ging zum Bett, setzte mich gemütlich rein, ein dickes Kissen im Rücken, die Decke bis zum Kinn. Das war schön. Jetzt nur noch mein Glas. Kolja brachte es mir. Dann ging er zurück zum Sofa.

»Ich kann nicht mit dir ins Bett«, sagte er und klang ein wenig bedrückt.

»Kolja«, sprach ich zu ihm milde lächelnd wie zu einem kleinen Jungen. »Ich will überhaupt nicht mit dir ins Bett. Ich bin nur zu müde fürs Sofa. Aber so ist es doch auch gut.«

Er atmete hörbar erleichtert aus. Ich kicherte. »Puh, jetzt bist du aber erleichtert, was?«

Er schüttelte den Kopf. Warum war er nur so ernst? Ich verstand es nicht. Ich verstand die Männer sowieso nicht. Noch nie hatte ich sie verstanden. Ich nippte am Weinglas und merkte, wie mir schon wieder die Lider zufielen.

»Komm, leg dich hin, Alia.«

Kolja kam und nahm mir das Glas aus der Hand. Dann zog er die Gardinen zu. Ich legte mich hin und kuschelte mich ein. Kolja prüfte, ob die Decke mich bedeckte, und klopfte sie ein wenig. Ich griff nach seiner Hand. Mit geschlossenen Augen.

»Du kannst nicht zufällig hierbleiben?«, wisperte ich unhörbar.

»Wie bitte?«

Ich räusperte mich. »Hierbleiben kannst du nicht zufällig?«

Er löste seine Hand aus meiner. Ich blinzelte. Kolja legte sich zu mir aufs Bett. Auf die Decke. Mit Sicherheitsabstand. Ich lächelte zufrieden und schnurrte. Und drehte mich auf die Seite, um ihn anzuschauen. Er drehte sich auch auf die Seite. Ich sah direkt in seine grünen Augen mit den braunen Punkten. Seine Pupillen waren riesig, schwarz, ich hatte das Gefühl, sie würden mich einsaugen, aber es war ein angenehmes Gefühl. Wenn ich eines Tages sterben sollte, dann bitte durch Einsaugung von Koljas Pupillen, dachte ich. Ich merkte, wie der Schlaf über mich kam. Fast war ich schon ganz weg, da hörte ich noch, wie Kolja fragte, »Schläfst du?«, aber ich konnte nicht mehr reagieren, sosehr ich mich auch anstrengte, nicht einmal mehr nicken konnte ich. Ich merkte, wie er sich erhob, und dann spürte ich seine Lippen auf meiner Wange.

»Verzeih mir, du Schöne, ich muss gehen, ich bin auch nur ein Mann.« Aber vielleicht hatte ich das bereits geträumt.



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