Wenn die Liebe Falten wirft: Roman (German Edition) by Annegrit Arens

Autor:Annegrit Arens [Arens, Annegrit]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Liebesroman, eBooks, Affaere, Melodram, Betrug, Frauen
ISBN: 9783958243194
Herausgeber: dotbooks Verlag
veröffentlicht: 2016-01-10T23:00:00+00:00

***

Janina von Braschke überraschte ihren Mann am frühen Montagabend damit, dass sie mitten in der Küche saß, die Hände im Schoß, die Augen auf ein Bild an der Wand gerichtet, das seit ihrem Einzug dort hing. Dicht neben ihr pfiff der Wasserkessel und stieß Dampfwölkchen aus, die bedingt durch den Luftzug – das Fenster stand weit offen – schräg zur Decke aufstiegen, wo sie sich wieder verflüssigten und auf den Boden tropften. Plopp. Plopp. Doch Janina reagierte weder auf das Pfeifen noch auf das Tröpfeln, bis Udo direkt vor ihr stand und mit beiden Händen wild vor ihren Augen herumfuchtelte.

»Hallo, erkennst du mich? Ich bin Udo, dein Mann. Und was da pfeift, ist dein Wasserkessel, gleich ist er leer.«

»Leer«, wiederholte Janina versonnen.

»Hattest du vielleicht eine Erscheinung? Der nächste Wallfahrtsort ist eigentlich ein paar hundert Kilometer von uns entfernt, aber auch Heilige können irren beziehungsweise sich verirren, nehme ich an.«

»Du sollst nicht immer so zynisch sein. Außerdem habe ich nur nachgedacht.«

»Über die große Kanne Tee, die du uns kochen wolltest, während ich unsere Vierbeiner versorge?«

Janina schüttelte den Kopf. »Zum Teeaufschütten bin ich gar nicht mehr gekommen, das Telefon hat nämlich geklingelt, es war wie Gedankenübertragung. Gerade noch habe ich gedacht: Warum meldet Carlotta sich nicht, und schon war sie am Apparat.«

»Geht es ihr immer noch nicht besser?«

»Doch. Ich glaube schon.«

»Du glaubst oder du weißt? Was hat sie gesagt? Sie muss doch was gesagt haben, wenn du die Welt um dich herum in Dampfschwaden aufgehen lässt.«

»Was sie gesagt hat, war eher nebensächlich, glaube ich.«

»Frauen!« Udo tat, als ob er sich die Haare raufen wolle, im nächsten Augenblick ließ er kaltes Wasser in den überhitzten Kessel laufen, es zischte kurz, dann stellte er ihn zurück auf die rot glühende Herdplatte und drosselte synchron mit der anderen Hand die Hitze.

»Schwätzer!«, konterte Janina.

»Verrätst du mir trotzdem, was mit unserer Tochter los ist oder was du glaubst oder ahnst oder wie auch immer?«

»Dass sie durcheinander ist, glaube ich.«

»Und woraus schließt du das?«

»Erst mal hat sie vergessen, dass sie schon am Wochenende anrufen wollte, und wenn sie etwas sagt, kann man sich darauf normalerweise bombenfest verlassen. Sie hat es einfach vergessen. Und dann wollte sie wissen, wo die alte Picknickdecke ist. Du weißt schon, die karierte mit der Unterseite aus diesem Ölzeug, durch das nichts durchgeht. Unser Schwiegersohn fand sie immer zu altmodisch und zu sperrig, deshalb ist sie wohl auch all die Jahre nie mehr benutzt worden. Ob wir sie damals, als wir ins Sundgau gezogen sind, weggeschmissen haben, wollte Carlotta wissen.«

»Carlotta müsste eigentlich wissen, dass ihre Mutter grundsätzlich nichts entsorgt, was noch gut in Schuss ist, genauso wenig, wie sie selbst das tut.«

»Das habe ich ihr auch gesagt, da hat sie gelacht. So ein bisschen verlegen, wenn du weißt, was ich meine, und auch erleichtert, zumindest habe ich das herausgehört. Und als ich ihr geraten habe, einfach mal in der Kiste in der Garage bei den Pumpen und Luftmatratzen nachzuschauen, ist sie auf der Stelle losgelaufen und hat nachgeschaut und gejubelt wie ein Kind, als sie die alte Decke gefunden hat.

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