Weihnachtspunsch und Weihnachtskater • Katzengeschichten zum Fest by Christiane Lind

Weihnachtspunsch und Weihnachtskater • Katzengeschichten zum Fest by Christiane Lind

Autor:Christiane Lind [Lind, Christiane]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783644477711
Herausgeber: Rowohlt Digitalbuch
veröffentlicht: 2012-09-26T00:00:00+00:00


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Der Weihnachtsretter

«Er darf in den Keller. Aber nur ausnahmsweise!», sagt Katharina sehr energisch. Sie weiß nur zu gut, was geschehen wird, wenn sie den Bitten ihrer Kinder nachgibt. «Nur, solange er krank ist.»

Sabine, die Älteste, lächelt Katharina so glücklich an, dass sie kurz in Versuchung gerät, nachzugeben und den Kater im Kinderzimmer schlafen zu lassen, wie es ihre Tochter sich wünscht.

«Weil er doch krank ist. Dann kann ich mich besser um ihn kümmern. Im Keller ist es viel zu kalt.»

«Der Kater kann im Heizungskeller schlafen. Da ist es bullig warm.» Auf mehr kann und will Katharina sich nicht einlassen. Nicht vor Weihnachten. Nicht in der Hektik, die ihr bevorsteht.

Schlimm genug, dass sie überhaupt nachgegeben hat. Wenigstens haben die Kinder ihr hoch und heilig versprochen, dass sie für das Tierchen sorgen werden. Und bisher, das muss sie ihnen zugestehen, haben sie Wort gehalten. Aber bisher ist der Kater auch noch ein niedliches Baby, ein schwarzes Fellkügelchen mit weißen Pfoten und weißer Brust. «Weißpfote» haben die Kinder ihn getauft. Er schaut einen so unschuldig aus seinen großen grünen Augen an, dass man ihn einfach kraulen muss. Aber wenn das Kätzchen sich zu einem ausgewachsenen Kater entwickelt, werden die Kinder ihn dann noch kuschelig und süß finden, oder wird die Arbeit an ihr hängenbleiben?

Katharina streicht sich die Haare aus dem Gesicht. Im Kopf geht sie die Aufgabenliste durch, die sie bis zum Heiligen Abend noch abarbeiten muss. Die Füllung für die Gans zubereiten, den Weihnachtsbaum schmücken, die Geschenke für die Kinder einpacken. Wo ist nur die Zeit geblieben?

Am besten fängt sie wohl mit dem an, was ihr Spaß macht. Also öffnet sie die Weihnachtskisten und holt die silbernen und roten Glaskugeln heraus. Sie klemmt die Kerzenhalter an die Tannenzweige, prüft dreimal, ob sie auch fest sind. Schließlich will sie nicht, dass der Baum abbrennt. Rote oder weiße Kerzen? Letztes Jahr hatte sie die weißen genommen, passend zur elektrischen Lichterkette. Dieses Mal ist ihr nach Rot zumute. Nach einer starken Farbe. Ja, das sieht gut aus. So kann es bleiben. Nun noch die Glaskugeln.

Katharina sieht auf die Uhr. Nur noch ein Tag, dann kommt ihre Schwiegermutter zum Weihnachtsbratenessen. Alle Jahre wieder. Als hätte Katharinas Ehemann nicht zwei Schwestern, bei denen die Schwiegermutter reihum Weihnachten feiern könnte. Nein, die halten sich fein raus und lassen sie jedes Jahr allein den Braten zubereiten und für ein schönes Weihnachtsfest sorgen. An die beiden Kinder, die Katharinas Aufmerksamkeit fordern, denkt niemand.

Sie atmet tief aus, während sie überlegt, was noch erledigt werden muss. Morgen steht Großreinemachen auf dem Plan. Die Ecken besonders säubern und darauf achten, dass ja kein Staubkorn liegen bleibt. Für so etwas hat die Mutter ihres Mannes ein Auge. Dem forschenden Blick der alten Dame entgeht nichts. Kein Fussel, keine Falte in der Kleidung der Kinder. Jeder Fleck, jeder noch so kleine Fehler ist für ihre Schwiegermutter der Beweis, dass Katharina nicht gut genug ist. Der Gedanke daran bringt sie so in Rage, dass ihr eine Glaskugel unter den Fingern zerspringt.

«Auch das noch!»

Leise vor sich hin fluchend, beseitigt sie den Schaden.



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