Weihnachtsflug ins Glück by Daniela Blum

Weihnachtsflug ins Glück by Daniela Blum

Autor:Daniela Blum
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin
veröffentlicht: 2015-11-27T16:00:00+00:00


4

Blicklos starrte Isabell durch die Sicherheitsglasscheiben auf die beleuchtete Rollbahn. Wie waren sie gelandet? Ihr Kopf war wie leergefegt, es gab nur einen unbändigen Wunsch: Andreas fest an sich zu pressen und ihm zu sagen, wie sehr sie ihn liebte.

Jemand betupfte ihre Stirn. Isabell löste den Blick vom Fenster und sah auf die Person vor ihr. Ein malaysischer Kollege des Krisenmanagementteams, welches sie in Kuala Lumpur in Empfang genommen hatte. Der Mann hockte vor ihr und gab eine bräunliche Tinktur auf einen weißen Wattebausch. Ein heftiges Brennen ging von der Stelle an der Stirn aus, auf die er die getränkte Watte drückte. Langsam betastete Isabell ihren Kopf. Als sie wieder auf ihre Finger blickte, klebte Blut daran. Und dann kam die Erinnerung zurück: hysterisches Geschrei, als das Flugzeug in die Tiefe gestürzt war. Aufspringende Overheadablagen, herauspurzelndes Gepäck. Passagiere, die nicht angeschnallt waren oder die bereits Verletzten erste Hilfe leisteten, wurden durch die Gänge geschleudert. Lose Gegenstände wurden zu unkontrollierten Geschossen. Heruntergefallene Sauerstoffmasken. Panik. Todesangst.

Und plötzlich war alles so schnell vorbei gewesen, wie es begonnen hatte. Absacken und Ruckeln hatten von der einen auf die andere Sekunde aufgehört. Unverzüglich hatte der Kapitän mit dem Landeanflug auf Malaysias Hauptstadt Kuala Lumpur begonnen.

Nun befand sich Isabell mit dem Rest der Crew in irgendeiner Flughafenlounge und wurde medizinisch betreut. Die verletzten Crewmitglieder, unter ihnen auch Nick und Yvonne, waren mit den verunglückten Passagieren ins Krankenhaus gebracht worden.

Plötzlich boxte jemand sie in die Seite.

»Du hörst mir nicht zu.«

»Ja.«

»Ja, du hörst mir zu, oder ja, du hörst mir nicht zu?«

Isabell löste den Blick von dem bräunlich-roten Wattepad und drehte sich zu Beatrix. »Was hast du gesagt?« Sie knetete die Hände, die in ihrem Schoß ruhten.

Beatrix schien pikiert. Offensichtlich hatten die schweren Turbulenzen ihre Freundin kaum belastet. Sie war die Ruhe selbst, ganz im Gegenteil zu Isabell.

»Ich rede seit einer gefühlten Ewigkeit auf dich ein, und du hörst mir nicht zu. Was ist los mit dir? Stehst du unter Schock?«

»Ich will mit Andreas reden.«

»Der ist nicht hier.«

»Ich muss mit Andreas reden«, wiederholte Isabell und sprang auf. Sie musste mit ihm reden, musste wissen, dass alles in Ordnung war. Dass er sie liebte und noch immer mit ihr zusammen sein wollte.

»Isabell, so warte doch!« Beatrix wollte ihre Freundin aufhalten, griff jedoch ins Leere. Isabell war bereits losgestürmt. Sie rannte durch die Lounge auf den Ausgang zu, aber bevor sie ihn erreichte, öffnete sich die Tür. Mit voller Wucht prallte Isabell gegen einen Mann. Er umfing sie mit seinen Armen, damit sie nicht das Gleichgewicht verlor und hinfiel.

»Hey, langsam«, sagte eine bekannte Stimme und hielt sie weiterhin fest.

Isabell trat einen Schritt zurück und hob langsam den Blick. »Matthias.« Wenn er hier war, dann konnte auch Andreas nicht weit sein. Sie sah ihm über die Schulter, doch er hatte die Lounge alleine betreten.

»Isabell? Was machst du hier?« Überrascht ließ Matthias ihre Oberarme los.

»Wo ist Andreas?«

Matthias runzelte die Stirn. »Er hat frei. Aber das weißt du doch. Ist alles in Ordnung mit dir?« Er sah mit einem Mal besorgt aus.

Isabells Beine gaben nach, und sie sackte vor Matthias kraftlos zu Boden.



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