Was Liebe vermag by Maja Schulze-Lackner

Was Liebe vermag by Maja Schulze-Lackner

Autor:Maja Schulze-Lackner [Schulze-Lackner, Maja]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Bastei Entertainment
veröffentlicht: 2014-12-31T16:00:00+00:00


1866

Wieder befand Preußen sich im Krieg. Seit Juni kämpften die preußischen Truppen gegen Österreich. Die Zeitungen waren voll mit Todesanzeigen von jungen preußischen Offizieren. Eines Nachmittags im Juli waren Innegrit und ihr Mann Heribert zu Besuch bei Alexa, nachdem sie zuvor der Beerdigung des Sohnes von Freunden beigewohnt hatten. »Ist es nicht schrecklich«, sagte Alexa, »dass die Menschen nicht einfach in Frieden miteinander leben können? Was meinst du, Heribert, wird dieses Gemetzel noch lange andauern?«

»Nein, ich glaube nicht. Was ich so höre, will Bismarck im Gegensatz zu Moltke keinen langen Krieg. Anfänglich sah es ja so aus, als würde Österreich gewinnen, aber nach der Schlacht bei Königgrätz hat sich das Blatt gewendet. In den nächsten Tagen wird es wohl vorbei sein. Gott sei Dank.«

»Noch eine Beerdigung könnte ich auch nicht ertragen.« Innegrit schlug die Augen gen Himmel. »Schwarz macht mich schrecklich alt. Man sollte ab einem gewissen Alter überhaupt nur noch Farben tragen.« Sie kicherte. »Aber erklär das mal den Frauen.«

Heribert strahlte sie an. »Ich finde dich auch in Schwarz schön.«

»Na, das beruhigt mich aber kolossal!« Innegrit lachte. »Der Mann scheint wirklich in mich verliebt zu sein!«, sagte sie zu Alexa.

Es war fast ein Jahr her, dass Alexa zuletzt in Haffingen gewesen war. Eines Tages im August bekam sie einen Brief von Anneliese.

Liebe Alexa,

das Trauerjahr ist nun vorbei, und in wenigen Tagen erwarte ich Josefine zurück aus Hamburg. Harald von Anhausen hat bei mir um ihre Hand angehalten, und ich habe mit großer Freude eingewilligt. Ich bin mir sicher, dass dies auch im Sinne meines geliebten Hubertus ist. Harald ist nach Hamburg gereist, um Josefine zu bitten, seine Frau zu werden und sie auf ihrer Rückreise zu begleiten. Als Verlobte konnte ich das gestatten. Am kommenden Wochenende findet auf Gut Haffingen die Verlobungsfeier statt. Ich würde mich sehr freuen, wenn Du daran teilnehmen würdest. Es ist ein wenig kurzfristig, aber der überglückliche Bräutigam kann es kaum erwarten, Josefine als seine Braut vorzustellen. Von Lissy hörte ich, dass Innegrit einen Vetter ihres Mannes geheiratet hat. Ich habe dem Paar eine Einladung nach Abschruten geschickt.

Bitte gib mir schnell Antwort, damit ich Dein Zimmer für dich herrichten lassen kann.

Ich verbleibe mit den besten Grüßen

Anneliese von Ehrenberg

Dem Brief beigelegt war die offizielle Einladung.

Alexa las den Brief mehrfach und goss sich dann einen großen Cognac ein. Diese Nachricht musste sie erst einmal verdauen. Doch als Lena, die ihr Geschäft an eine Mitarbeiterin übergeben hatte und nur hin und wieder nach dem Rechten sah, wie jeden Tag zum Tee kam, wusste sie immer noch nicht, was sie davon halten sollte. Sie las Lena den Brief vor.

Lena schwieg eine Weile. »Und, was meinst du? Nimmt Josefine den Antrag an?«, fragte sie schließlich.

Alexa zuckte die Schultern. »Ich weiß es nicht. Aber ich fürchte, sie hat keine Wahl. Sie ist siebzehn. Und sie weiß, dass diese Verbindung der größte Wunsch ihrer Mutter ist.« Sie sog hörbar die Luft ein. »Und sie weiß auch, dass ihr, wenn sie ablehnt, die Hölle auf Erden droht.«

»Das arme Kind! Hoffentlich ereilt sie nicht das gleiche Schicksal wie ihre Eltern – ein ganzes Leben lang miteinander unglücklich zu sein.



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