Wächter des Throns: Die Legion des Imperators by Chris Wraight

Wächter des Throns: Die Legion des Imperators by Chris Wraight

Autor:Chris Wraight
Die sprache: eng
Format: epub, mobi
veröffentlicht: 2018-03-13T11:07:29+00:00


Tieron

Später würden wir sie die Tage der Blindheit nennen. Das war die Zeit, in der wir nichts sahen und nichts hörten. Wir waren so allein, wie wir es gewesen waren, bevor der Imperator uns errettet hatte, getrennt vom großen Imperium und fortgerissen ins Angesicht des Abgrunds.

Es war eine Zeit des Schreckens. Alle Gesetze waren aufgehoben, selbst die von Zeit und Raum. Wir fanden später heraus, dass alle Welten die gleiche, schreckliche Isolation durchgemacht hatten, aber dass die Dauer völlig unterschiedlich war. Einige berichteten von nur wenigen Tagen der Blindheit, andere von Monaten. Soweit ich weiß, könnten viele Systeme immer noch in diesem schrecklichen Griff des Nichts sein.

Das war natürlich vom Warp verursacht, der in die Leere geflossen war wie Blut in Wasser. Alles, was er berührte, wurde wahnsinnig, und die alten Grenzen verbogen und zerbrachen um ihn herum. Da erkannten wir, wie weitsichtig die Warnungen der alten Seher gewesen waren, da unsere vielen Sünden uns endlich eingeholt hatten.

Auf Terra, am Ursprung des Ganzen, dauerte die Blindheit etwas mehr als einen Monat. Dreiunddreißig Tage der Furcht und Gewalt, die fortwährend von unserem neuen blutroten Himmel überschattet wurden. Die Aufstände wurden unkontrollierbar, verbreiteten sich wie ein Lauffeuer und wurden von falschen Führern befeuert. Der ganze Planet wurde unter Kriegsrecht gestellt, und jedes verfügbare Mitglied des Astra Militarum wurde in den sofortigen Einsatz beordert. Regimenter, die noch für den Einsatz auf Cadia und Armageddon aufgestellt worden waren, wurden von ihren Orbitalappellen abgezogen und in den Wirbelwind der Makropolzonen gesandt, dazu gezwungen, das Feuer nicht auf Xenos oder Ketzer zu eröffnen, sondern auf ihre eigene Art, die Vorratsbunker stürmte oder Kathedralen für Gold plünderte.

Dreiunddreißig Tage erscheint, verglichen mit all den Jahren davor und danach, eine so kurze Zeitspanne, aber tatsächlich fühlte es sich wie eine Ewigkeit an. Ich schlief die ganze Zeit über kaum und konnte mich nur durch hohe Dosen Narkosemittel davon abhalten, dem Wahnsinn zu verfallen. Die Luft summte von fiebrigen Energien, was echte Ruhe oder Besinnung unmöglich machte. Jeder Blick schien neue Schrecken im Dunkel zu enthüllen. Ich erwachte schreiend aus mühsam ergattertem, halbstündigem Schlummern und klammerte mich an meine schweißdurchtränkten Laken. Einmal sah ich beim Rasieren im Spiegel ein schielendes Dämonengesicht, das mich anstarrte, und musste das Glas zertrümmern, um es loszuwerden. In einer anderen Nacht erstickte ich beinah an meinen eigenen Albträumen, in denen ich von lachenden Metzgern mit geflügelten Helmen gehäutet wurde, und nur Jek brachte es fertig, mich zu beruhigen und mich daran zu hindern, mir die Zunge abzubeißen.

Ja, ich teilte mit Jek mein Bett. Urteilt nicht zu harsch über uns – wir hatten keiner tiefsitzenden Lust nachgegeben, sondern waren durch so etwas wie gegenseitige Bedürftigkeit zusammengebracht worden. Damals war sie die Einzige, der ich völlig vertrauen konnte, und ich glaubte, sie dachte über mich genauso. Wenn sie nicht da gewesen wäre, weiß ich nicht, was mit mir passiert wäre. Ich klammerte mich an sie, und sie sich an mich. Wir waren im Angesicht des Mahlstroms wieder wie Neophyten, von unseren Ämtern und Ansprüchen enthoben und auf das reduziert, was wir immer gewesen waren.



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