Von der Hausfrau zur Hure (German Edition) by Amelie Wild

Von der Hausfrau zur Hure (German Edition) by Amelie Wild

Autor:Amelie Wild [Wild, Amelie]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2017-01-09T23:00:00+00:00


10

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Laura von Falkenhayn setzte sich wie selbstverständlich an den kleinen Tisch, auf dem neben einem roten Telefon noch ein winziges Lämpchen und ein Aschenbecher standen, legte ihre Handtasche vor sich hin, streifte langsam ihre Handschuhe ab und spürte, dass sie viele männliche Blicke auf sich zog.

Das war in einem Tanzlokal wie diesem nichts Besonderes. Eine Frau ihres Alters galt bei vielen als Freiwild, das wusste sie. Es machte ihr nichts aus, sonst hätte sie nicht den Entschluss gefasst, nach Schwabing in die Steel Bar zu fahren. Sie hatte im Internet recherchiert, und diese Bar als idealen Ort entdeckt, einen Mann für gewisse Stunden zu finden.

Laura hatte sich erst zwei Stunden nach Pauls Weggehen zu diesem Besuch entschlossen. Sie schaute sich prüfend um, begegnete einigen frechen, schüchternen und auch werbenden Blicken und wusste, dass sie sich um einen Tanzpartner keine Sorgen zu machen brauchte.

Sie öffnete ihre Handtasche, nahm die Zigaretten heraus und bestellte bei dem jugendlichen Ober einen Kaffee mit Cognac. Danach hatte sie Muße, die Besucher der Bar ein wenig genauer unter die Lupe zu nehmen. Hinter dem Rauchschleier ihrer Zigarette verborgen stellte sie fest, dass die meisten Anwesenden bestenfalls zur Mittelklasse gehörten, die anderen lagen noch weit darunter.

Billig, dachte sie. Und kaum Jugend. Natürlich, die jüngeren Leute bevorzugen Diskotheken oder Clubs. In die Steel Bar gingen die Leute zwischen dreißig und fünfzig, die noch gerne einen Walzer oder Foxtrott tanzten. Die elegante Steel Bar gab sich Mühe, elegant zu wirken, aber man brauchte sich nur das Publikum anzusehen, um zu wissen, dass es eine falsche, verlogene und gleichsam nur aufgesetzte Eleganz war, der Versuch, eine Atmosphäre zu schaffen, die den Gästen imponieren sollte, die auf Laura aber eher deprimierend wirkend.

Mein Gott, wenn Papa mich hier sehen würde...

Der Gedanke war schockierend. Sie inhalierte tief. Es bestand keine Gefahr, dass man sie hier erkannte. Menschen ihrer Gesellschaftsschicht würden niemals auf die Idee kommen, einen Abend in der Steel Bar zu verbringen.

Das hier war etwas für Verkäuferinnen und einfachen Angestellte, vielleicht auch ein paar Prostituierte, die sich, als harmlose Besucherinnen getarnt, um Kunden bemühten.

Der Ober brachte das Bestellte und kassierte gleich ab. Der Kaffee mit Cognac kostete vierzehn Euro. Laura bezahlte und trank einen Schluck. Danach fühlte sie sich etwas besser. Die Musik begann zu spielen.

Ein Mann trat an ihren Tisch. „Gestatten Sie?“

Sie blickte zu ihm hoch und war enttäuscht von dem, was sie sah. Der Mann war dick, er hatte einen kurzen Hals und sehr schütteres Haar. Trotz seines dandyhaft karierten Anzuges wirkte er wie ein Bauer, ein Mann aus der Provinz, der einen Ausflug in die Großstadt unternommen hatte.

Laura erhob sich tapfer und tanzte mit ihm. Zum Glück war die Tanzfläche so voll, dass sie nicht befürchten musste, mit ihrem dicklichen Partner aufzufallen. Er roch nach Schweiß und billigen Aftershave. Sie ekelte sich vor ihm. Er versuchte ein Gespräch in Gang zu bringen, aber ihre ablehnende Einsilbigkeit brachte ihn rasch zum Verstummen. Er war bemüht, sie an sich zu pressen, aber Laura schaffte es, ihn auf Distanz zu halten.

Sie war froh, als sie wieder an ihrem Tisch saß.



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