Vom Milliardar gezahmt (German Edition) by Judy Angelo

Vom Milliardar gezahmt (German Edition) by Judy Angelo

Autor:Judy Angelo [Angelo, Judy]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-05-27T04:00:00+00:00


Kapitel 8

Serena biss sich auf die Unterlippe und runzelte die Stirn, als sie auf das gerahmte Porträt starrte. Sie hob ihren Zeigefinger an die Lippen und begann, geistesabwesend an einem Nagel zu kauen, doch als sie bemerkte, was sie tat, ließ sie die Hand schuldbewusst fallen und steckte sie in die Gesäßtasche ihrer Jeans. Wann würde sie mit dieser furchtbaren Angewohnheit aus Kindertagen aufhören? Immer, wenn sie nervös oder tief in Gedanken versunken war, suchte sie Zuflucht in diesem Tick, den sie nicht ablegen konnte. Sie war einundzwanzig, verdammt noch mal. Zeit, um solch ein kindisches Verhalten nicht mehr an den Tag zu legen.

Sie seufzte und entfernte sich vom Bett, um aus dem Schlafzimmerfenster des Apartments zu starren. Es war verdammt hart, pleite zu sein. Zum ersten Mal in ihrem Leben wusste sie, wie es sich anfühlte, wenn man etwas unbedingt haben wollte, aber nicht das Geld dafür hatte. Sie hatte eine exquisite Golduhr bei Diamante’s gesehen, die sie ihrer Großmutter zum fünfundsiebzigsten Geburtstag schenken wollte, doch wie sollte sie sich das leisten, wenn sie nur noch etwas mehr als zweihundert Dollar auf ihrem Kreditkartenkonto hatte? Und dann war da noch die Kleinigkeit mit ihrem Lebensunterhalt. Mit dem Wenigen, was noch auf der Karte war, musste sie bis zum Zahltag auskommen. Angesichts der rasant steigenden Benzinpreise hatte sie keine Ahnung, wie sie so lange von diesem Geld leben sollte.

Kurz gesagt hatte sie kein Geld, um Oma Sylvie ein Geschenk zu kaufen. Und so wandte sie sich ihrem langjährigen Hobby zu. Anstatt ein Geschenk zu kaufen, durchforstete sie eine Kiste mit alten Fotos und fand eines von ihrer Großmutter: zehn Jahre jünger, lachend und glücklich an der Seite ihres Ehemanns, mit dem sie über vierzig Jahre verheiratet gewesen war. Serenas Großvater, im Alter immer noch gut aussehend, hielt sie in einer zärtlichen Umarmung umschlungen und lächelte mit bedingungsloser Liebe auf sie herunter.

Serena starrte das Bild lange Zeit an. Sie wusste, wie untröstlich Oma Sylvie gewesen war, als Opa Harris im Alter von siebenundsechzig Jahren an einer Lungenentzündung starb. Sie hatte ihre Jugendliebe geheiratet und niemals das Interesse eines anderen Mannes erwidert. Sie vermisste ihn schrecklich und sie vermisste die Liebe, die sie füreinander empfunden hatten. Serena wollte diese Liebe für ihre Oma wieder einfangen, auch wenn es nur auf Papier war. Und so begann sie, zu zeichnen.

Sie brauchte fast den gesamten Samstagmorgen dafür, doch das fand sie nicht schlimm. Serena skizzierte das Foto und machte eine fünfundvierzig auf sechzig Zentimeter große Kohlezeichnung daraus. Dann holte sie den eleganten vergoldeten Bilderrahmen, den sie im Discountgeschäft gefunden hatte. Vorsichtig legte sie das Bild hinein, und als es in seinem Rahmen auf dem Bett lag, streichelte sie liebevoll die Gesichter ihrer Großeltern. Dann ging sie zum Schrank, um Geschenkpapier und eine Schleife zu holen.

Nachdem sie das Geschenk eingepackt hatte, lehnte sie es an die Seite ihrer Kommode und ging in die Küche, um den zweiten Teil ihres Projektes anzugehen. Heute würde sie einen Kuchen backen. Es war unwichtig, dass sie noch nie in ihrem Leben etwas gebacken hatte.



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