Vollkommen (German Edition) by Patricia Rabs

Vollkommen (German Edition) by Patricia Rabs

Autor:Patricia Rabs [Rabs, Patricia]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Carlsen
veröffentlicht: 2014-11-05T23:00:00+00:00


Ich war schon fertig angezogen als Carter an die Tür klopfte. In dem Kleidungsstapel hatte ich nur einen einzigen Rock gefunden. Das Grün war ein anderes als das des Pullovers, den ich mir aussuchte. Dieser bestand aus Wolle, doch noch nie zuvor hatten meine Finger etwas berührt, das sich so weich anfühlte. Carter und Lucas warteten auf dem Flur. Ihre Wangen leuchteten immer noch rot vom warmen Wasser und zumindest Lucas lächelte, als ich aus dem Zimmer trat. Am Rand der Treppe warteten Daniele und Beatrice auf uns. Danieles Blick war ernst und er sprach die Worte sehr leise.

»Redet so wenig wie möglich!«

Damit drehte er sich herum und ging die Stufen hinunter. Wir folgten ihm nach unten und betraten daraufhin den Saal, der links neben der Eingangstür lag.

Wann hatte ich zuletzt so warme Luft gespürt? Sie schlug mir wie eine Wand entgegen. Am anderen Ende des Zimmers sah ich in ein Feuer. Es irritierte mich, dass offene Flammen in einem Haus brannten und doch wollte ich nichts lieber, als mich neben die Steinwände zu setzen, die es begrenzten.

Zwei lange Sofas mit dunklem, glänzenden Stoff und Holzlehnen standen sich gegenüber in direkter Nähe zum Feuer. Zwischen ihnen ein Tisch und ansonsten gab es außer den großen Bildern an den Wänden nicht viele Dinge in diesem leicht düster wirkenden Raum.

»Wie schön, wie schön!«, sagte eine hohe Stimme hinter mir und ich schrak zusammen.

Mit vor der Brust gefalteten Händen stand dort eine Frau. Sie trug eine Hochsteckfrisur und eine beachtliche Menge Make-up. Darunter musste sich ein hübsches Gesicht verbergen.

»Wir werden noch eure Wunden versorgen!«, sagte sie und lächelte in die Runde. »Daniele, Lieber, bring unsere Gäste ins Arztzimmer.«

Also verließen wir den Raum wieder und gingen auf die andere Seite der Eingangshalle. Das Arztzimmer war nicht sonderlich groß, doch ausgestattet wie die Räume in den Untersuchungspraxen der Mitte.

Ein Mädchen mit einem langen braunen Zopf machte sich zuerst an Carters Verletzungen zu schaffen. Er hatte eine tiefe Wunde an seinem linken Bein, die sie nun verband. Lucas' Arm blutete auch nach dem Bad noch leicht, doch die Wunde war vergleichsweise klein. Auch Daniele und Beatrice hatten Blessuren. Ihre Hüfte war auf einer Seite komplett blau angelaufen. Das fremde Mädchen trug eine Salbe auf und entschuldigte sich, weil sie nicht mehr tun konnte. Ich selbst schien an der Stirn verletzt zu sein, denn als die Watte mit Antiseptikum sie berührte, zog ich scharf die Luft ein. Entweder blutete auch meine Wunde noch immer oder hatte von Neuem begonnen, denn als das Mädchen die Watte in den Müll warf, war sie vollkommen rot. Schließlich klebte sie ein recht großes Pflaster auf den Schnitt und brachte uns zurück ins Kaminzimmer. Zusammen mit Beatrice und Lucas, der dicht neben mir saß, teilte ich mir das rechte der beiden Sofas. Carter saß uns gegenüber. Nur Daniele blieb stehen. Seine Miene war sehr ernst, was offenkundig nicht nur mir auffiel.

»Möchtest du dich nicht auch setzen, Daniele?«, fragte die Frau und lächelte ihm zu. Der Ausdruck in seinem Gesicht sagte mir, wie falsch es war, sich zu entspannen.



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