Vielen Dank, liebe Spinne 5 by Niklaus Schmid

Vielen Dank, liebe Spinne 5 by Niklaus Schmid

Autor:Niklaus Schmid [Schmid, Niklaus]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Krimi, Kriminalgeschichten, Crime, Short, italienisch, Mord, Schlitzer, Tiermörder, Kidnapping, Lösegeld, Erpressung, Müntefering
Herausgeber: 110th
veröffentlicht: 2015-01-19T23:00:00+00:00


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MÜNTEFERING SINGT

Das ist das schönste Amt neben dem Papst –

Vorsitzender der SPD zu sein.

(Franz Müntefering am 6. Februar 2005)

„Wie war die Arbeit, Ulf?“

„Mies. Knapp dreihundert“, antwortete ich, während ich mein Spezialwerkzeug und das Spürgerät für Alarmanlagen im Flur ablegte. Endlich Feierabend.

„Also, statt Malediven nur Diemelsee.“

„Tut mir leid, Ellie. Kein Mensch hat mehr Bargeld im Haus; Kreditkarten, Telebanking –wie soll man denn da seinem Beruf nachgehen?“

„Such dir einen anderen!“, rief meine Frau aus der Küche. „Wie wär’s mit ’ner Entführung? Das ist doch die Branche, in der heute das große Geld gemacht wird.“ Sie rieb sich die Hände an den Hüften trocken und gab mir einen Kuss. „Wir schnappen uns einen Promi“, sagte sie etwas später, als sie das Essen brachte, und hatte auch gleich einen Namen parat. „Den Rüdiger Hoffmann.“

„Ellie, das meinst du nicht wirklich. Der ist doch dauernd auf Tournee.“ Ich rückte den Stuhl zurecht, setzte mich aufrecht und legte die Hände auf die Oberschenkel. „Halloo, erst mal“, machte ich den Komiker nach. „Ich weiß gar nicht, ob Sie’s wussten, aber ich bin ja entführt worden … Nee, nee, da lachen doch die Leute.“

Ellie lachte auch, aber auf ihre strenge Art. „Dann eben einen Ernsthaften. Den Friedrich Merz, der ist seriös und hat seinen Wahlkreis hier im Hochsauerland.“

Ich wiegte den Kopf. „Seriös schon, aber Lösegeld? Das gibt uns die Angela Merkel höchstens, damit wir ihn behalten. Und den Stoiber noch zusätzlich entführen.“ Ich sprach so drauflos, mit vollem Mund, was man nicht tun soll, kaute langsam, wollte Zeit gewinnen. Denn wenn Ellie erst einmal eine Idee hat, dann ist sie davon nur sehr schwer wieder abzubringen. Meine nächtlichen Besuche in den Villen der Umgebung, auch das war ihre Idee gewesen. Vorher hatte ich so dies und jenes gemacht, Musik auf der Straße, illegale CDs, oft auch gar nichts.

„Ein bisschen zäh. Das Fleisch, meine ich.“

„War im Angebot.“ Ellie räumte den Teller ab. Aber das Thema war damit noch lange nicht vom Tisch. Als sie die Nachspeise brachte, fing sie wieder an: „Dann eben den Müntefering. Der kommt auch aus unsrer Gegend, wurde in Neheim geboren, ist in Sundern zur Schule gegangen, hat da gearbeitet, war Stadtrat. Den kennt jeder, der ist beliebt, der ist wichtig, den brauchen sie, der Kanzler und die gesamte SPD. Für den Münte würden sie zahlen. Aus der Parteikasse.“

Ich zog mir den Pudding heran. „War der auch im Angebot?“ Ich hob den Löffel vor die Augen und sprach, um die Situation zu entschärfen, wie der Mann aus der Sendung mit der Maus: „Das ist Franz Müntefering. Die Genossen von der Basis nennen ihn Münte. Hört sich seltsam an, stimmt aber. Münte ist ein wichtiger Politiker. Wichtige Politiker werden von Leibwächtern bewacht. Rund um die Uhr. Das macht man so, weil sie wichtig sind. Entführer haben da keine Chance …“

„Lenk nicht ab, Ulf. Haben sie doch, eine Chance! Wenn sie klug sind und auf ihre Frau hören!“ Ellie stemmte die Hände in die Hüften, ein Zeichen, dass sie es ernst meinte und keinen Widerspruch duldete.



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