Viel mehr als nur ein Nachbar (German Edition) by Garbera Katherine

Viel mehr als nur ein Nachbar (German Edition) by Garbera Katherine

Autor:Garbera, Katherine [Garbera, Katherine]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783733786946
veröffentlicht: 2014-12-29T05:00:00+00:00


8. KAPITEL

Der Morgennebel lichtete sich langsam und gab einen strahlend blauen Herbsthimmel frei. Rafe unterdrückte ein Gähnen und sank tiefer in seinen Sitz. Andy dagegen war hellwach und sang die ganze Zeit.

Die Welt war wohl nie so ruhig und friedvoll wie am frühen Morgen bei einer Bootsfahrt. Das Boot schaukelte leicht, während Rafe sich suchend nach anderen Anglern umschaute. Doch außer ihrem befand sich nur ein einziges Boot auf dem See und so weit entfernt, dass es nur als kleiner Fleck zu sehen war.

Fischen und Jagen sprachen seine männlichen Instinkte an. Wahrscheinlich gab es da ein Neandertal-Gen, das dafür verantwortlich war, dass ein Mann vor Stolz fast platzte, wenn er frische Beute von der Jagd heimbrachte – Nahrung für die Familie. Andy schien es schon genauso zu gehen. Cass dagegen würde niemals einen guten Angler abgeben. Sie kämpfte immer noch mit ihrem Köder.

„Kann ich dir helfen?“, fragte er belustigt.

„Nein.“

Cass war dickköpfig und gestand eine Niederlage nicht so leicht ein.

„Ich könnte dir einen Fliegenköder geben.“

„Rafe.“ Sie klang schrecklich entnervt. „Wenn ich schon diesen verflixten Wurm nicht auf den Haken kriege, wieso denkst du, mit so einer Fliege ginge es leichter?“

Er lachte und erntete damit einen scharfen Blick von Cass und einen verschwörerischen von Andy. „Ich zeig es dir. Komm schon, niemand geht zum ersten Mal angeln und schafft es auf Anhieb, einen Köder aufzuziehen.“

„Danke, dass du versuchst, mich zu trösten. Aber das glaube nicht einmal ich.“ Sie sah richtig niedlich aus in ihrer Wut und mit dem zu großen Fischerhut auf dem Kopf, den er ihr gegeben hatte.

„Verdammt, Süße. Ich sage das nicht, um dich zu trösten. Das ist die Wahrheit.“

Andys Grinsen wurde immer breiter, während er seiner Mutter zusah, und Rafe zwinkerte dem Jungen zu.

„Nicht fluchen“, sagte Cass, doch es klang ungewohnt halbherzig, als wäre sie kurz davor, selbst zu fluchen.

Er sah sie erstaunt an. Cass nahm diese Angelei viel zu ernst. Frauen waren für diesen Sport wohl nicht geeignet. Ihnen fehlte der Beutetrieb.

„Andy?“ Hoffentlich konnte der Junge Gedanken lesen. Cass musste aufgemuntert werden, und er wusste auch schon, wie. „Hm?“

„Es heißt „ja“ verbesserten sie den Jungen wie aus einem Mund.

Cass warf ihm einen überraschten Blick zu, und er zuckte mit den Schultern. Um seine Verlegenheit zu überspielen, fragte er Andy: „Hast du gleich beim ersten Mal deinen Köder selbst aufgezogen?“

„Nein. Das hat mein Dad gemacht. Soll ich’s dir zeigen, Mom?“

„Nein danke, Schatz.“ Cass lächelte bittersüß, drückte ihren Sohn an sich und setzte ihm den Anglerhut auf. „Wir wollen schließlich nicht, dass du einen Sonnenstich bekommst.“

Andy zog eine Grimasse, ließ aber den Hut auf und ging zurück zum Bug, wo er routiniert seine Leine auswarf. Für ihn war die Welt wieder in Ordnung.

„Du musst den Wurm locken, Cass.“

„Ich versuch es ja“, flüsterte sie angestrengt.

Er versicherte sich, dass Andy sich nicht zu weit hinausbeugte, und stellte sich dann hinter Cass. Wie zierlich sie doch war. Mental war sie eine starke Frau, aber körperlich erschien sie ihm sehr zerbrechlich.

Ein Teil von ihm, vermutlich der Neandertaler, mochte es so. Ihm gefiel die Vorstellung, dass Cass schwächer war als er und ihn brauchte, seinen Schutz, seine Fürsorge.



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