Vespasian 08 - Das ewige Feuer by Fabbri Robert

Vespasian 08 - Das ewige Feuer by Fabbri Robert

Autor:Fabbri, Robert [Fabbri, Robert]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Rowohlt E-Book
veröffentlicht: 2020-08-17T22:00:00+00:00


XI

D ie Wut der Flammen erschreckte Vespasian und alle, die den Kaiser begleiteten, ebenso die Stärke des Windes, den die Feuersbrunst auf dem Aventin in ihr loderndes Herz sog, doch das Schlimmste war die Hitze. Obwohl ihre Boote sich dicht am Westufer des Tiber hielten, schlug die Gluthitze den Senatoren so heftig ins Gesicht, dass sie zurückfuhren, die Augen zukniffen und den Mund schlossen, als sie an den Kornspeichern und Lagerhäusern vorbeikamen, die dem Brand bereits zum Opfer gefallen waren.

Nero wimmerte und duckte sich hinter seinen Mann, obwohl er selbst jetzt als Mann gekleidet war. Als die Boote am Aventin vorbei waren und sich dem Forum Boarium näherten, spähte Nero hinter Doryphorus hervor, eine Hand schützend vor dem Gesicht, und hielt über den zur Unkenntlichkeit verbrannten Circus Maximus hinweg Ausschau nach dem Palatin. Doch die Umrisse der kaiserlichen Paläste waren nicht auszumachen, der Hügel war ein einziger Flammenberg, der aus der brennenden Stadt aufragte. Das Feuer verzehrte, was einst die größten Gebäude Roms gewesen waren. So brannten der Aventin und der Palatin, und hinter diesem schrecklichen Anblick stand auch der Caelius vollständig in Flammen.

Faszinierend, großartig und entsetzlich zugleich, schlug die vereinte Wut der Brände auf den drei südlichen Hügeln der Stadt Vespasian in Bann, und er konnte sich nicht von dem Anblick losreißen, obwohl seine Augen vor Hitze schmerzten. Es war eine Erleichterung, als die Boote unter den beiden Brücken hindurchfuhren, die vom Forum Boarium über den Tiber führten, denn hier ließ die Hitze nach, und Vespasians Augen konnten sich ein wenig erholen. Doch als sie wieder auf den offenen Fluss hinausglitten, zog das Ausmaß der Tragödie seine Blicke erneut unwiderstehlich an. Niemand sprach ein Wort, während die kleine Flotte aus zwanzig Flussbooten gegen die Strömung den Tiber hinaufruderte. Alle saßen nur da und starrten auf das Grauen.

Nicht weniger entsetzlich als der Anblick waren die Geräusche: Über das Sausen des Windes hinweg war das Donnern einstürzender Mauern zu hören, das Krachen, Knirschen und Zischen Tausender Tonnen Holz, die von den Flammen verzehrt wurden, und zwischen alldem war da noch ein weiteres Geräusch. Anfangs bemerkte Vespasian es gar nicht, doch allmählich drang der Laut in sein Bewusstsein: das Wehklagen einer Million Menschen. Als Vespasian es einmal wahrgenommen hatte, konnte er dieses Wehklagen nicht mehr ausblenden, denn es schien in seiner tiefen Verzweiflung allen anderen Lärm zu übertönen. Und die Leute, von denen es ausging, waren überall, wo das Feuer nicht war. Auf der Flucht vor dem Brand strömten sie über die Brücken, sie rannten über offenes Gelände, drängten sich durch enge Gassen und stürmten durch die Stadttore hinaus, wobei Kranke, Alte und kleine Kinder von der Masse niedergetrampelt wurden. Und währenddessen stießen all die Männer, Frauen und Kinder unablässig ihre verzweifelten Klagelaute aus, denn das Feuer griff immer weiter um sich, sprang von einem Gebäude zum nächsten über. Inzwischen hatte es den südlichen Rand des Forum Romanum erfasst, und auf dem Forum, am Fuß des Palatin, stand der Tempel der Vesta lichterloh in Flammen.

Das gab allen, die es sahen oder davon



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