Versteckt by Jack Ketchum

Versteckt by Jack Ketchum

Autor:Jack Ketchum [Ketchum, Jack]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 3453676165
Amazon: B00BWOMSP8
Herausgeber: Heyne Verlag
veröffentlicht: 2013-05-12T22:00:00+00:00


15

Eine Viertelmeile vom Haus entfernt kannte ich eine Stelle im Wald, wo man das Auto abstellen konnte. Niemand würde es dort entdecken, zumindest nicht bis zum frühen Morgen. Und bis dahin wären wir schon längst wieder zu Hause.

Der Mond schien. Trotzdem war es sehr dunkel. Hier war einer der wenigen Orte, an denen die Bäume gut gediehen. Die Äste der hohen, breiten Schwarzkiefern, Birken und Pappeln verdeckten den Himmel. Wir hielten unter einer ausladenden Papierbirke. Als Steven die Scheinwerfer ausschaltete, schienen die Bäume schwach zu leuchten, als würde irgendwo noch ein Licht brennen.

Dahinter war alles schwarz.

Man konnte sogar das Meer hören, ein weit entferntes Grummeln. Es war absolut windstill. Nur das trockene Zirpen der Grillen und das ferne Rauschen und Rumpeln.

»Dan, du kennst dich doch hier aus, oder?«

»Natürlich, Case.«

»Gibt es etwas, das wir wissen sollten?«

»Eigentlich nicht. Ein Sturm wird wohl kaum aufziehen. Nicht um diese Jahreszeit.«

»Dann mach die Taschenlampe aus.«

»Warum denn?« Stevens Stimme hatte einen leicht weinerlichen Tonfall angenommen, der mir gar nicht gefiel.

»Tu’s einfach.«

Ich wusste, worauf sie hinauswollte. Wir standen im Dunklen, es roch nach feuchter Erde und dem überhitzten Motor. Wir lauschten dem Gesang der Grillen und dem fernen Meeresrauschen.

»Seht ihr?«

»Gruslig«, sagte Kim.

»Genau.«

Wir standen noch eine ganze Weile so herum. »Deshalb sind wir ja hier«, sagte Steven schließlich. Er klang wieder etwas entspannter, was mir besser gefiel. Das ist das Problem bei verzogenen Kindern aus reichen Familien: Selbst wenn sie sich einigermaßen vernünftig entwickeln, fallen sie schnell in die alten, unausstehlichen Gewohnheiten zurück. Sie suchen sie heim wie die Geister schreiender Kinder, was schnell lächerlich werden kann.

Wir folgten dem Trampelpfad in Richtung Haus. Ich übernahm die Führung, die Mädchen gingen nebeneinander in der Mitte, und Steven bildete die Nachhut.

Der Pfad war uneben und mit Steinen und Löchern übersät. So schlecht hatte ich ihn gar nicht in Erinnerung. Wenn sich jetzt jemand den Knöchel verstauchte, war der Abend gelaufen. Also wurde ich langsamer. Während der ersten Meter hörte man uns schlurfend dahinstolpern, dann wurde der Weg etwas besser und die Schritte leiser.

Es war gespenstisch. Wie ich so vorausging, überkam mich mit einem Mal eine große Verlorenheit – wir vier, ganz allein in der finsteren Nacht. Wir schienen substanzlos zu sein, nur die Quelle leiser Geräusche wie das Meer oder die Insekten. Kim stolperte und fluchte, woraufhin Casey in Gelächter ausbrach, doch niemand sagte etwas. Wir bestanden nur aus Schuhsohlen und Schweigen.

Dann wurde der Weg wieder holpriger, dafür lichteten sich die Baumwipfel über uns, und man konnte etwas besser sehen. Vor mir lag ein toter Ast. Ich trat ihn zur Seite. Er raschelte und knackte wie ein brennendes Feuer, als er ins Gebüsch fiel. Kiesel rollten über den trockenen Trampelpfad. Sie klickten, als wären sie hohl.

Es roch durchdringend nach Geißblatt.

Zur Linken bewegte sich etwas im Gebüsch. Ich blieb stehen und lauschte. Auch die Schritte hinter mir verstummten. Einen Augenblick später fingen wenige Meter entfernt ein paar Rohrkolben zu zittern an. Wir hatten etwas aufgeschreckt. Einen Waschbären oder etwas in dieser Größe.

»Was war das?« Die Aufregung in Kims Stimme war deutlich zu hören.



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