Verführungen by Andrea Krug & Dagmar Schadenberg

Verführungen by Andrea Krug & Dagmar Schadenberg

Autor:Andrea Krug & Dagmar Schadenberg
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi, epub
Tags: Erotik
ISBN: 9783944576039
Herausgeber: K+S digital
veröffentlicht: 2014-08-02T22:00:00+00:00


Chea Villanueva

Morgen

Schon seit einiger Zeit wurde es zunehmend dunkler im Atelier. Die in der Ecke verstauten Leinwände bildeten eine kaum erkennbare Skulptur. Im Westen der Stadt sah man noch immer die durch die Fenster einfallenden lavendel- und orangefarbenen Streifen der Sonne. Der heiße, drückende Tag verwandelte sich in eine ebenso drückende Nacht. Die Hitze stieg träge von der Straße auf. Obwohl es früher Abend war, eine Zeit, zu der die meisten Menschen in New York gewöhnlich dem Abendessen oder irgendeiner Freizeitbeschäftigung zustreben, hastete niemand unten die Straße entlang. Der alte Straßenverkäufer an der Ecke packte Obst und Gemüse zusammen, Kinder auf Roller-Skates stellten das Rennen ein. Und wir saßen schweigend da.

Wir kannten einander seit langer Zeit. Ich wußte nicht mehr, wie viele Jahre. Sie merkte sich solche Sachen. Jedenfalls lange genug, um zusammen zu weinen, zusammen zu lachen und zusammen zu träumen; das genügt, um aus zwei Frauen Freundinnen zu machen. Das Eis in unserem mit Wasser gemischten Wein war geschmolzen. Keine von uns machte Anstalten, die Gläser aufzufüllen. Wir saßen eine ganze Zeit still da und beobachteten die Dämmerung. Es hatte während des Besuches viele lange Minuten des Schweigens gegeben, doch wir waren eng genug befreundet, um die Gesellschaft der anderen auch ohne müßiges Geschwätz zu genießen.

Ich brach den Zauber, indem ich das Licht anschaltete und im Kühlschrank nach etwas Eßbarem herumstöberte. Kalter Schinken und Kartoffelsalat genügten. Es war zu heiß, um irgend etwas anderes zu essen. Während ich die Teller herrichtete, mixte Frankie zwei weitere Drinks. Wenige Minuten später saßen wir da und stocherten desinteressiert im Essen herum.

„Und, hast du irgendeinen Vorschlag, was wir heute abend machen könnten?“

„Eigentlich nicht. Ich würde gern irgendwohin gehen, wo es neue Gesichter gibt, statt ewig dieselben, die wir den ganzen Sommer über gesehen haben.“

Frankie schaute beiseite. „Ich weiß, was du meinst. Ich könnte auch ein paar Neuigkeiten vertragen, statt immer denselben alten Klatsch, der die Runde macht.“

Wir beendeten das Essen, und Frankie nahm das Geschirr und trug es zur Spüle. Ich ließ meinen Gedanken mit dem Spülwasser freien Lauf, während ich im Geist ganz New York durchging. Mir fiel ein, daß ich von einer neuen Bar gehört hatte, erst letzte Woche … Luz hatte sie erwähnt.

„Ich hab’s! Wie wär’s mit dieser neuen Bar, die gerade an der Siebten, Ecke B-Avenue aufgemacht hat? Ich glaube, sie nennt sich Peg’s. Was meinst du?“

Frankie zuckte die Schultern. „Ich weiß nicht. Ist der Eintritt sehr teuer? Ob die gute Musik zum Tanzen spielen? Und ob da irgendwelche guten Butches rumhängen?“

„Also, ich hab’ gehört, es gibt eine Bar, eine DJane und ein paar Videoschirme. Wenn Luz hingeht, kann’s so schlecht nicht sein.“

„Auf was warten wir dann noch? Beeilung, und nichts wie raus hier! Was soll ich anziehen? Ich muß noch duschen …“ Frankie verschwand, immer noch vor sich hin redend, den Flur hinunter zum Badezimmer. Ich machte mir nicht die Mühe, ihr zu antworten. Was sollte ich anziehen? Wollte ich eine abschleppen? Ich entschied mich für enge schwarze Jeans, schwarze Basketballschuhe und ein neues weißes, ärmelloses „Fruit of the Loom“-Unterhemd.



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