Verbrannter Eukalyptus - Historischer Australien-Roman (German Edition) by Ellenbeck Silke

Verbrannter Eukalyptus - Historischer Australien-Roman (German Edition) by Ellenbeck Silke

Autor:Ellenbeck, Silke [Ellenbeck, Silke]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Verlag DeBehr
veröffentlicht: 2013-12-24T23:00:00+00:00


Rachel Wydler war eine kleine, zierliche Frau Ende dreißig. Die Sehnsucht nach einem Kind und der schreckliche Verlust der Tochter hatten sie die Lust am Essen, ja, am eigentlichen Leben verlieren lassen. Sie steigerte sich in die Hausarbeit, war überaus hilfsbereit in der Gemeinde, wenn es jemandem nicht gut ging und dennoch wurde ihr das Herz immer schwerer, je älter sie wurde. Mit zunehmendem Alter schwand ihre Chance, noch einmal Mutter zu werden. Das harte Leben auf dem Land tat sein Übriges. Sie war gerade dabei, die Wäsche neben dem Haus aufzuhängen, als die Kutsche des Predigers auf den kleinen Hof einbog. Rachel hielt inne, wischte sich mit einer Hand eine Strähne ihres dunklen Haars aus dem Gesicht. Es war mittlerweile von einigen grauen Stellen durchzogen. Mr. Ward stoppte das Pferd, stieg vom Wagen und begrüßte Rachel. Etwas unsicher stand diese da, erwiderte dann den Gruß, wartete jedoch, bis er auf sie zukam, vor ihr stehen blieb. „Wie geht es Ihnen, Rachel?“, wollte er wissen. Er nahm seinen schwarzen Hut ab, begann die Krempe in seinen Händen zu kneten. „Gut“, meinte sie knapp, „es muss.“ In ihrem Gesicht konnte man den Unmut über diese Frage sehen. In den letzten Jahren hatte man sie ihr zu oft gestellt. Aus Rachels Sicht war eine Antwort mittlerweile reine Verschwendung, doch sie blieb höflich. Ihr Blick glitt hinüber zu dem Kind, das mit gesenktem Kopf auf dem Kutschbock saß. „Ist Ihr Mann nicht da?“, fragte Mr. Ward. Er fand es besser, beiden sein Anliegen vorzutragen. „Auf dem Feld!“, sagte sie, deutete dann mit einem Finger auf Hazel. „Was ist mit dem Kind?“

„Rachel … Darum geht … es. Also …“ Ihm war nicht ganz klar, wie er beginnen sollte. „Wollen wir nicht besser ins Haus gehen? Ich würde auch gerne auf Ihren Mann warten …“

„Er kommt erst heute Abend wieder. Wenn er den Acker jetzt nicht bestellt, wo das Wetter noch so gut ist, kriegen wir eine schlechte Ernte“, erklärte sie, verschränkte die Arme vor der Brust, verzog das Gesicht zu einem missglückten Lächeln. „Ich habe Limonade im Haus! Also gut, kommen Sie bitte!“ Sie ging vor ins Haus. Der Prediger ging zur Kutsche, fragte Hazel, ob sie nicht Lust auf ein Glas der besten Limonade der Welt hätte. Aber sie schüttelte leicht den Kopf. „Bleib hier sitzen! Ich komme gleich wieder!“, bat er, folgte dann Rachel ins Haus. Ihm fiel sogleich auf, wie sauber es war. Nirgendwo stand etwas herum. Selbst gehäkelte Deckchen lagen mittig ausgerichtet auf dem Tisch, dem Regal, einer Kommode. Auf dieser stand ein Bild eines Mädchens mit hochgestecktem schwarzen Haar. Einige Strähnen umrahmten sanft das Gesicht, das von einer Ernsthaftigkeit durchzogen war, die dem Prediger immer an Marybeth Wydler aufgefallen war. So als hätte dieses Kind gewusst, dass es nicht lange leben würde. Für Sekunden tauchte das Bild vor seinem geistigen Auge auf, wie die herzzerreißend weinende Rachel sich über das tote Kind im offenen Sarg beugte und ihm eine Haarsträhne abschnitt. Noch Tage später hatte sie diese nicht losgelassen. Nun lag sie vor dem Foto sowie zwei silbern glänzende Haarspangen.



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