Venus allein zu Haus by Voosen Jana

Venus allein zu Haus by Voosen Jana

Autor:Voosen Jana
Die sprache: deu
Format: mobi
Herausgeber: E Books der Verlagsgruppe Random House
veröffentlicht: 2010-04-03T22:00:00+00:00


8.

Schon komisch, vor einer guten Viertelstunde, als Bernd dieses Zimmer betreten und mich aufgeweckt hat, war ich noch das reine Opferlamm.Verwirrt und gedemütigt. Jetzt ist es Bernd, der geknickt auf der Couch sitzt. Und ich? Was bin ich? Etwa die Böse? Das mag ich aber gar nicht. Nach einem Blick in seine Augen hat sich mein Lachanfall ziemlich schnell verabschiedet, und jetzt sitzen wir hier, zwischen uns beklemmende Stille.

»Bernd«, sage ich leise und greife vorsichtig nach seiner Hand. Sofort hebt er den Kopf, sieht mich an – hoffnungsvoll. Auch ein Blick, den ich sonst nur von mir selber kenne. Schnell ziehe ich die Hand wieder zurück. Will ja nichts Falsches suggerieren. In was für eine Situation hat der Typ mich bloß gebracht, denke ich unwillig. Und wenn er mich so waidwund anguckt, kann ich ihn dafür jetzt noch nicht einmal anschreien. Ich fühle mich total unwohl auf dieser Seite des Geschehens. Normalerweise bin ich doch die arme Zurückgewiesene. In diesem Moment kommt wieder Leben in mein Gegenüber, er greift meine beiden Hände und sieht mir in die Augen:

»Lenchen, ich gebe zu, das alles war vielleicht keine besonders gute Idee.« Vielleicht? »War wohl alles ein bisschen überstürzt. Du bist schließlich verwirrt, hast gerade einen Heulkrampf hinter dir. Ich glaub, ich gehe jetzt erst mal, damit du das Ganze sacken lassen kannst, okay?« Gehen will er? Das klingt in meinen Ohren gut.

»Okay«, sage ich leise und versuche, mir meine Erleichterung nicht allzu sehr anmerken zu lassen. Aber der leidende Blick ist aus Bernds Augen verschwunden, jetzt ist er wieder so, wie ich ihn kenne: obenauf.

»Alles klar! Ich ruf dich an!« Mit diesen Worten springt er auf und will aus dem Zimmer gehen.

»Warte mal ganz kurz«, fällt mir da plötzlich ein, »und was ist mit Leila?«

»Leila?«

»Ja. Ich denke, du bist so verknallt in sie.« Er grinst mich an. Spitzbübisch.

»Ach Lenchen. Denk doch mal nach.«



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